Familie Brasch
Deutschland 2018, 103 min • Mitwirkende
Gerda Brasch, Horst Brasch, Klaus Brasch, Marion Brasch, Peter Brasch, Thomas Brasch, Florian Havemann, Christoph Hein, Katharina Thalbach, Bettina Wegner • Crew
Regie: Annekatrin Hendel
Schnitt: Jörg Hauschild
Familie Brasch
Pressestimmen
Und anders als in den vorherigen Filmen, in denen die Regisseurin als Erzählerin und Rechercheurin der Geschichten in Erscheinung trat, bleibt sie hier als Fragestellerin im Hintergrund. Es gilt, die Abläufe und Beziehungen zu ordnen, um eine Linie durch die Geschichte zu finden, an deren Rändern sich Tragödien ereignen.
Die meiste Zeit gilt dabei Thomas, der bleibende Sätze von widersprüchlicher Schönheit ("Vor den Vätern sterben die Söhne") und markante Auftritte hinterlässt, die das Potential zu YouTube-Hits haben: Braschs Dankesrede für den Bayerischen Filmpreis etwa, den er 1981 für "Engel aus Eisen" entgegennimmt, aus den Händen des bei der Linken damals hochverhassten Franz Josef Strauß. Die Stellungnahme ist eine eindrucksvolle Reflexion über die Arbeit des Künstlers "im Zeitalter des Geldes" ("Die Widersprüche sind die Hoffnungen") und ein bockiger Auftritt gegen das Nicht-Vereinnahmtwerden ("Ich danke der Filmhochschule der DDR für meine Ausbildung"). Matthias Dell im SPIEGEL
Hendels Film ist keine Verfilmung dieses Buches ["Ab jetzt ist Ruhe – Roman einer fabelhaften Familie" von Marion Brasch], aber er erzählt diese Geschichte. Sie ist traurig und schön. Es ist die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, aus Sicht einer sehr bürgerlichen, also gebildeten und kunstsinnigen Familie. Und es ist eine Geschichte der DDR, auch deren Fortleben nach 1989. Rüdiger Suchsland - SWR2
Ein Gemälde erscheint auf der Leinwand. Die Personen darauf sind gut zu erkennen. Durch die Lebendigkeit der Gesichter sieht das Gemälde aus wie von heute, zugleich lassen es gedeckte Farben und goldener Rahmen wie aus vergangener Zeit wirken. Das Wort Bohème passt zu der dargestellten Gesellschaft. Es ist eine gut situierte Familie. Aus diesem Gemälde holt der Film „Familie Brasch“ nach und nach seine Figuren, gibt einen Namen vor, der für ein Kapitel der Betrachtung steht. Horst ist der erste.
Horst Brasch (1922-1989), als jüdisches Kind 1939 nach London gelangt, wird als junger Mann Mitbegründer der FDJ Großbritanniens, geht nach dem Krieg in die Sowjetische Besatzungszone und steigt schnell in der SED auf, bis zum stellvertretenden Kulturminister. Dass er seinen Sohn Thomas an die Behörden verrät, als dieser Flugblätter gegen den Einzug der Panzer des Warschauer Pakts in Prag verteilt, verhindert nicht, dass seine Karriere einen deutlichen Knick bekommt. So war das in der DDR. Von Thomas ist auch in den anderen Abschnitten des Films immer wieder die Rede. Also auch, wenn seine Brüder Klaus (Schauspieler, zum Beispiel in „Solo Sunny“) und Peter (Dramaturg und Schriftsteller) dran sind oder seine Schwester Marion – die einzige Überlebende der Figuren auf dem Gemälde. Cornelia Geißler - Frankfurter Rundschau