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Filme Mai / Juni 2025

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MI 07. Mai 2025
18:00 & 20:00
Niki de Saint Phalle

von Céline Sallette
Frankreich 2025, 98 min

 

Niki de Saint Phalle

Fast jeder kennt sie, die Nanas: Riesige, bunte, begehbare Frauenskulpturen, die die Lebenskraft der weiblichen Existenz verkörpern: Überdimensionale weibliche Buddhas,die seit 1968 ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben.
Zu sehen sind Nanas in Niki de Saint Phalle nicht; Das Regiedebut der Filmemacherin Céline Sallette lässt uns eintauchen in das bewegende Leben von Niki de Saint Phalle bis zu ihrem Durchbruch in 1966.

Und was war das für ein Leben! Aufgewachsen ist sie in einer traumatisierenden Familie, und sie verbrachte ihre Kindheit vor allem in einer Klosterschule in New York. Die Mutter war Amerikanerin, und der Vater stammte aus einem alten französischen Adelsgeschlecht, war zunächst Börsenmakler und verarmte im Börsenkrach 1929. Mit 18 Jahren heiratete Niki de Saint Phalle heimlich ihren Jugendfreund Harry und bekam zwei Kinder.
Aus der Provinz "flieht" sie nach Paris, wo sie als Fotomodell arbeitet und Kontakt zur Boheme bekommt. Doch die Dämonen ihrer Kindheit lassen sie nicht los, sie bricht zusammen und kommt in die Psychatrie. Ihre Kunst rettet sie. Aber lassen wir sie selbst zu Wort kommen:

„Ich war eine zornige junge Frau, doch gibt es ja viele zornige junge Männer und Frauen, die trotzdem keine Künstler werden. Ich wurde Künstlerin, weil es für mich keine Alternative gab – infolgedessen brauchte ich auch keine Entscheidung zu treffen. Es war mein Schicksal. Zu anderen Zeiten wäre ich für immer in eine Irrenanstalt eingesperrt worden – so aber befand ich mich nur kurze Zeit unter strenger psychiatrischer Aufsicht, mit zehn Elektroschocks usw. Ich umarmte die Kunst als Erlösung und Notwendigkeit.“ Zitiert nach Roger Cohen: AT HOME WITH: Niki de Saint Phalle; An Artist, Her Monsters, Her Two Worlds. In: The New York Times.

Fazit: Die Geschichte vor der Geschichte - aus Trauma wird Kunst

Kurzbiographie der Künstlerin Niki de Saint Phalle - und Céline Sallette über ihren Film

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DI 13. Mai 18:00 &
Mittwoch, 14. Mai
18:00 & 20:15
Köln 75

von Ido Fluk
Deutschland 2025, 116 min

 

Köln 75

Und schon wieder gibt es eine Zusatzvorstellung am Dienstag. Wir waren bei der Berlinale so begeistert von diesem Wirbelwind an Film und können uns deshalb gar nicht vorstellen, dass ihr ihn nicht auch alle sehen wollt!
In Köln 75 geht es erst in zweiter Linie um Keith Jarret und seinen Jazz. Der Film ist vor allem die unglaubliche Geschichte eines blutjungen Mädchens, das aus den gutbürgerlichen Fesseln ihres Elternauses ausbricht, um die Leidenschaft für Musik als Konzertveranstalterin zu befördern. Das legendäre Keith Jarret Konzert - das trotz einer Vielzahl von Widrigkeiten nachts um 11 in der Kölner Oper stattfand, war ihr Gesellenstück ... dass aus den Aufnahmen des Konzerts die meistverkaufte Jazzplatte aller Zeiten wurde, ist ein kleines Wunder.

Köln 75 bringt viele Facetten der "wilden" 70er zum Klingen:

  • Die Jugend rebelliert gegen die autoritären Strukturen der Nachkriegsjahre. Rock, Blues, Singer-Songwriter und auch deutsche Bands jenseits der heilen Schlagerwelt erobern das Radio. Der Feminismus entwickelt sich zu einer breiten Bewegung. Kurz: Es ist eine Zeit des Aufbruchs.
  • Die Zeit des Big Band Jazz kommt in die Jahre, und Keith Jarret - einst Mitglied der Miles Davis Group - absolviert unter prekären Bedingungen seine ersten Solo Konzerte. Die Fahrt in einem klapprigen R4, mit Musikkritiker Michael Watts auf der Rückbank, gibt uns Eindrücke in die Jazz-Welt dieser Zeit.

Und vor allem ist es die allgegenwärtige Vera Brandes - genial von Mala Emde verkörpert - die uns hautnah und atemlos die Geschichte dieses Konzertereignisses miterleben lässt. Da schwebt drohend über allem der "Teufelspakt" mit dem väterlichen Zahnarzt, der die Miete des Opernsaals vorstrecken muss: "Wenn es schief geht, studierst du Zahnmedizin!" Da zittern wir mit, ob Keith Jarret überhaupt mit dem desolaten Flügel auftreten wird. Und nachdem die in letzter Minute aufgetriebenen Klavierstimmer bei laufendem Opernbetrieb den Flügel - so gut es eben geht - hinbekommen haben, taucht noch die letzte entscheidende Frage auf: Wird überhaupt jemand um 11 Uhr nachts zu einem Jazz Konzert kommen?

Fazit: Eine Zeitreise in die 70er, die uns eine wahre Geschichte erzählt, die wohl nur in dieser Zeit des Um- und Aufbruchs möglich war.

Ein Gespräch mit Regisseur & Drehbuchautor Ido Fluk

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DI 20. Mai 18:00 &
Mittwoch, 21. Mai
18:00 & 20:00
Hildegard Knef
Ich will alles

von Luzia Schmid
Deutschland 2025, 98 min

 

Hildegard Knef - Ich will alles

Mal wieder ist mein heißgeliebter Zufall am Werk: Zwei Wochen hintereinander gibt es eine Zusatzvorstellung am Dienstag im Keller! Da sind im März und April zwei Filme gestartet, die immer noch in vielen Berliner Kinos laufen und die wir - und wir kennen euch schon ein wenig - für ideale Kellerfilme halten.
Nach dem turbulenten Jazz Abenteuer der blutjungen Vera Brandes, kommt eine Woche später mit Hildegard Knef - Ich will alles die streitlustige Grande Dame des deutschen Chansons und Kinos auf die Kellerleinwand ... und ja, mit ihrer Biographie "Der geschenkte Gaul" wurde sie auch noch Bestsellerautorin!

In Ich will alles erlebt ihr mit ihren Chansons, Filmauschnitten und Episoden aus ihrer Biographie 100% Hildegard Knef im Keller. Gut, ihre Tochter kommt manchmal zu Wort, aber die sonst üblichen, oft nervenden Interviewfetzten fehlen.
Sie ist neben Marlene Dietrich eine der ganz großen deutschen Künsterinnen. In Hollywood begegnete Dietrich 1948 zum ersten Mal der jungen Hildegard Knef, zu der sie über Jahrzehnte eine fast mütterliche Freundschaft pflegte. Nebenbei: Beide sind eng mit unserem Kiez Schöneberg verbunden; Marlene kam dort 1901 in der heutigen Leberstraße zur Welt, und die 24 Jahre jüngere Hildegard verbrachte da ihre Schulzeit.

Von früh an Teil der deutschen Öffentlichkeit, ließ sich die Knef auf das aufreibende Spiel mit den Medien ein und behielt am Ende die Oberhand, allen Rückschlägen zum Trotz. Erfolgreich sein, scheitern, immer wieder Neues wagen, immer wieder aufstehen: Hildegard Knef wurde zur schillernden Expertin des Überlebens: „Ich glaube, das Leben schuldet uns nichts als das Leben. Und alles andere haben wir zu tun.“

Fazit: Für die Jüngeren eine Entdeckung und für uns Ältere ein Juwel der Erinnerung

Interview mit in Gespräch mit Regisseurin & Drehbuchautorin Luzia Schmid

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Mittwoch, 28. Mai
18:00 & 20:15
Louise und die Schule der Freiheit

Louise Violet
von Éric Besnard
Frankreich 2024, 108 min

 

Louise und die Schule der Freiheit

Der Filmemacher (Drehbuch und Regie) Éric Besnard ist sicher machen von euch noch in guter Erinnerung: Birnenkuchen mit Lavendel und À LA CARTE - Freiheit geht durch den Magen flimmerten schon über die Kellerleinwand.
Besnard ist ein durch und durch für Frankreich, seine Kultur, seine Lebensart und seine Geschichte glühender Regisseur. Doch bei allem Sendungsbewusstsein - die Konzeption von zwei weiteren Filmen sind schon weit fortgeschritten - hat er doch die Gabe, uns mit seinen Geschichten zu berühren und zu erfreuen.

In Frankreich wurde die Schulpflicht für alle Kinder im Nachgang der französischen Revolution 1882 Gesetz. Dessen Umsetzung auf dem Lande, dessen Bewohner selbst überwiegend nicht lesen, schreiben und rechnen konnten, war ein Abenteuer für die aus Paris entsandte Lehrerin Louise Violet. Warum sollten Kinder in die Schule gehen, wo sie doch für die Feldarbeit gebraucht wurden!

Das ist der geschichtliche Hintergrund für die Erzählung von Louise Violet, die eines Tages mit Sack und Pack und Pariser Kleidung im kleinen Bergdorf ankommt, wo sie niemand erwartet, geschweige denn freundlich begrüßt. Das erinnert an den spanischen Dorfschullehrer mit pädagogischem Elan in Der Lehrer, der uns das Meer versprach, den ihr vor kurzem im Keller sehen konntet. Wie dieser muss sich auch Violet zunächst ein Klassenzimmer notdürftig in der Scheune zusammenzimmern. Die dort lebende Kuh darf bleiben, doch die Kinder bleiben erst mal aus.

Erst als sich der Bürgermeister in Violet verguckt und mit ihr über die Berge zieht, um die Bauersleute mit sanften Druck und Versprechungen zur Befreiung ihrer Kinder von der Feldarbeit zu überreden, füllt sich die Schule. Das Wachsen und Werden der kleinen Dorfschule ist eine fesselnde Mischung aus heiteren und tragischen Momenten. Den Bürgermeister Joseph werdet ihr lieben - bärbeißig und liebenswürdig gespielt von Grégory Gadebois, dem Koch aus "À la Carte". Und dass er der fleißigste Schüler von Violet wird, ist - in einer französischen Komödie - natürlich gesetzt.

Fazit: Als Lesen und Schreiben noch eine höchst privilegierte Kunst war

Interview mit Regisseur Éric Besnard

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Mittwoch, 4. Juni
18:00 & 20:15
Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!

von David Dietl
Deutschland 2024, 107 min

 

Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns!

Nach dem märchenhaften Ausflug mit dem "Buchspazierer" in ein idyllisches Kleinstadtleben, kommt mit Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns! eine deutsche Komödie in den Keller, deren Geschichten um einen Freudeskreis ganz nah bei uns sind. Eine Familie kann man sich nicht aussuchen, bei einem Freundeskreis dagegen ist man mit vollem Einsatz an dessen Dynamik beteiligt. Drehbuchautorin Elena Senft und Regisseur David Dietl verfolgen die Höhen und Tiefen einer Gruppe von Freunden über einen Zeitraum von drei Jahren - so manches kommt uns da recht bekannt vor.

Da ist im Zentrum Ellen - gespielt von der wunderbaren Laura Tonke - die mit Sebastian (Roland Zehrfeld) eine Affäre hat. Nur: Sebastian ist verheiratet und Fremdgehen unter Freunden geht halt gar nicht! Und es wäre keine Komödie, wenn sich für die frustrierte Ellen, nicht doch noch ein freies "Deckelchen" finden würde.

Die Jahre ziehen vorüber und Feste werden gefeiert, wie sie fallen. Es wird geliebt, gestritten, gelacht und geheiratet, Kinder werden geboren, die einen finden sich, die anderen trennen sich. Feste & Freunde - Ein Hoch auf uns! verdeutlicht, worum es in Freundschaften geht: Um das Miteinander, das Umarmen, das Lieben, das Streiten, das Versöhnen, das Feiern. Es geht um gemeinsames Lachen. Und gemeinsames Weinen. Es ist ein Film, dem beides spielerisch leicht gelingt. Weil er so warmherzig nah am Leben ist, dass man auch nach Ende des Films diese Freunde gerne weiter um sich haben möchte.

Fazit: Das ganz normale Chaos des Lebens in 107 Minuten.

Interview mit Filmemacher David Dietl

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DI 24. Juni 18:00 &
Mittwoch, 25. Juni
18:00 & 20:30
Monsieur Aznavour

von Mehdi Idir und Grand Corps Malade
Frankreich 2024, 134 min
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Monsieur Aznavour

Nach der faszinierenden Dokumentation über unsere deutsche Chansonlegende Hildegard Knef legen wir noch mal eine gehörige Portion an menschlichen und musikalischen Emotionen auf die Kellerwaage: Mit Monsieur Aznavour haben Mehdi Idir und Grand Corps Malade (Regie & Drehbuch) der Ikone des französischen Chansons ein bewegendes Denkmal geschaffen.
In den Anfangsphasen des Films war Aznavour selbst noch an Bord: "Er befürwortete das Projekt und war unser bester Berater! Wir alle waren an demselben Ansatz interessiert: über seine ersten Erfolge, seine schwierigen Jahre und seine Zeit an der Seite von Edith Piaf zu berichten. Charles hätte sich sogar gewünscht, dass die Geschichte hier endet. Aber wir wollten auch von seinem Umschwung zum Erfolg erzählen, von seinem magischen Jahrzehnt in den 1960er Jahren, in dem er seine großen Hits schrieb, damit die Zuschauer auch das Vergnügen haben, sie zu hören", erzählt Grand Corps Malade - bürgerlich Fabien Marsaud und selbst Musiker - im Interview.

Der spätere Starruhm war ihm nicht in die Wiege gelegt. Der Sohn einer aus Armenien eingewanderten Familie, der in ärmlichsten Verhältnissen im Pariser Quartier Latin aufwuchs, hat erlebt, was Armut und Hunger sind. Früh entwickelte er eine Liebe zum Theater und zur Musik. Doch es brauchte Ehrgeiz und Beharrlichkeit, um seinen Traum zu erfüllen, allen Rückschlägen und Erniedrigungen zum Trotz. Dass er es geschafft hat, ist auch Edith Piaf zu verdanken, die ihn auf eine Party bei sich einlädt und ihn mit der legendären Bemerkung "Du gefällst mir, du kommst, wie ich, von der Straße" unter ihre Fittiche nimmt.

Tahar Ramin, der algerische Wurzeln hat, ist eine Idealbesetzung als Charles Aznavour. Er war schon früh an dem Projekt beteiligt, hat wochenlang intensiv Gesang und Klavierspielen unter Anleitung trainiert und ist dabei zu einem stimmlichen Doppelgänger geworden.
Wenn wir im dunklen Keller sitzen, glauben wir Aznavour leibhaftig zu erleben. Einen einmaligen Künster, der noch bis kurz vor seinem Tod 2018 (mit 94 Jahren!) vor ausverkauften Hallen in Paris umjubelte Konzerte gegeben hat.

Fazit: Der Aufstieg eines armen armenischen Einwanderersohns zum weltberühmten Chansonnier

Interview mit den Regisseuren Mehdi Idir und Grand Corps Malade und über die Chansonlegende Charles Aznavour


 

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