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Filme Sept / Okt 2025

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MI 03. September 2025
18:00 & 20:20
VERMIGLIO

von Maura Delpero
Italien 2024, 119 min
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VERMIGLIO

Ganz ruhig und in betörenden Bildern erzählt uns die Drehbuchautorin und Regisseurin Maura Delpero in Vermiglio eine komplexe Familiengeschichte als grandioses Epos, bei dem ­innere und äußere Konflikte die Wucht klassischer Dramen ­annehmen. Wir befinden uns in Vermiglio, einem kleinen Dorf, 1261 Meter hoch gelegen in den Trentiner Bergen. Wir schreiben das Jahr 1944; der Zweite Weltkrieg geht dem Ende entgegen, ein Krieg, den die Bewohner des Dorfes nur über die Nachrichten mitbekommen. Sie sind arm, blieben aber in ihrer einsamen Bergregion vom Krieg verschont.

Im Mittelpunkt des Films steht die Großfamilie Graziadei, dessen Oberhaupt Cesare ist, der Lehrer des Ortes: Ein strenger, anspruchsvoller, keinen Widerspruch duldender Erzieher, ein Patriarch wie aus Granit. Er ist der ruhende Pol des Dorfes, ein Liebhaber der Künste und der Musik. Im Dorf ist er eine Institution, doch in seiner Familie ist das Verhältnis ihm gegenüber ambivalent - changierend zwischen Akzeptanz seiner Autorität und leiser Auflehnung.

Und dann sind da die drei Töchter, die sich ein Zimmer teilen: Ada lernt mit gewitztem Sinn die Welt kennen, Flavia entdeckt ihre Sexualität und Lucia die Liebe. Die Mutter Adele hält alles zusammen; sieben Kinder sind es, und ein Säugling auf dem Arm kommt noch dazu. Wir sehen, wie die Mutter vergeblich versucht, Cesare davon abzuhalten, das wenige Geld für Schallplatten und Tabak auszugeben, statt die Kinder satt zu kriegen.

Und dann kommt ein Onkel aus dem Krieg zurück, zusammen mit Pietro, der diesem Onkel einmal das Leben gerettet hat. Die beiden wollen nicht mehr zurück in einen Krieg, von dem sie nicht wissen, für wen sie ihn kämpfen sollen. Mit den Deserteuren kommen Angst, Geheimnisse und - ja - auch Liebe in das Dorf. Maura Delpero hat sich von ihrer eigenen Familienchronik inspirieren lasssen. Sie ist in den Bergen aufgewachsen, und es ist ihr Großvater, der das Bild des Dorflehrers Cesare geprägt hat.

Fazit: Die Geschichte aus einem einsamen Dorf, die uns über die Komplexität menschlichen Lebens staunen lässt. Ein Juwel!

Interview mit der Regisseurin und Drehbuchautorin Maura Delpero

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Mittwoch, 10. September
18:00 & 20:00
Vier Mütter für Edward

von Darren Thornton
Irland 2024, 89 min
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Vier Mütter für Edward

Wer jemals Vater, Mutter oder sonstige Pflegebedürftige betreut hat, weiß, wie fordernd und zeitaufwändig dieser Liebesdienst sein kann. Doch was passiert, wenn man plötzlich nicht nur die eigene, sondern dazu noch drei weitere Mütter "am Hals" hat? Das ist nicht wirklich zu stemmen; wie unser Held Edward dies aber doch irgendwie in der Not auf die Reihe bekommt, davon erzählt der Film Vier Mütter für Edward von Darren Thornton, dessen Drehbuch er mit seinem Bruder Colin geschrieben hat. Da sind wohl viele eigene Erfahrungen aus der Pflege der Mutter der Thortons mit eingeflossen, die gleichermaßen nur noch mittels Computer kommunizieren konnte.

In Vier Mütter ist Edward nun Ire und als solcher die Entbehrungen eines erfolglosen Schriftstellers gewohnt. So ist es zunächst auch ein bescheidenes, aber harmonisches Leben im kleinen Häuschen: Edward ist liebevoll und belastbar; Mutter Alma muss ihre Anweisungen in den Computer tippen, der diese stimmlich emotionslos an Edward weitergibt. Nur das beständige Drücken der Wiederholungstaste macht Stress.

Das könnte so weitergehen und wir wären um einen Film ärmer, doch zwei parallel einbrechende Ereignisse bringen den Film auf Speed: Edwards neuer Roman wird von der Kritik gefeiert, und ein großer Verlag will ihn in den USA herausbringen. Doch damit ist eine Lesereise durch die Staaten verbunden - und zwei Wochen Kurzzeitpflege sind mir der geliebten, doch resoluten Mutter nicht zu machen! Zu allem Überfluss kann Edward zwar gut schreiben, das "schlaue" Reden darüber fällt ihm jedoch schwer. Wir schauen ihm bei den Vorbereitungen zu einer Radio Show zu, und es ist zum Verzweifeln!

Und als wäre das nicht alles Tollhaus genug, kommen drei seiner Freunde auf die Schnappsidee, mal ein paar Tage auf einen Pride-Urlaub nach Spanien aufzubrechen ... und ihre Mütter noch schnell bei Edward "abzuladen". Ein paar alte Damen mehr sind doch wohl keine große Sache! Dass in der wunderbaren Riege der alten Ladies jede ihren eigenen "Kopf" hat und es versteht, die eigenen Ansprüche auch durchzusetzten, ist Quell für wunderbare Komik ... und auch Voraussetzung für ein schönes Happy End.

Fazit: Irischer Witz und eine liebevolle Hommage an Mütter

Regiestatement und Interview mit den Drehbuchautoren


 

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