Auch wenn das Lohrer Filmwochenende im Septermber 2018 für viele wie aus dem heiteren Himmel kommt, Filmfeste haben Tradition in Lohr.
"Filmfest im Städtchen" Juni 1978
Wir waren in diesem Jahr mit dem Bavaria Kino der Arbeitsgemeinschaft Kino beigetreten und durften gleich das Jahrestreffen der Mitglieder in Lohr ausrichten. Das war keine interne Veranstaltung hinter verschlossenen Türen, sondern das interessierte Lohrer Publikum konnte Sorgen, Nöte und Verbandsarbeit der Programmkino Macher hautnah miterleben:
Es gab im Gasthof Engel - auch schon Geschichte - ein öffentliches Rundgespräch mit dem Titel Wer setzt uns das Messer an die Gurgel? - Das Fernsehen? Die großen Filmtheaterkonzerne? Unsere eigene Bequemlichkeit? Oder wer?
Ebenfalls im Gasthof Engel bot die AG Kino eine Selbstdarstellung : Wer sind wir eigentlich?: ein Frage- und Antwortspiel zwischen Kinomachern, Publikum und Journalisten.
Das erste Filmfest wurde mit Filmen der AG Kino (die damals noch einen eigenen Verleih betrieb) bestückt. Darunter die bundesdeutschen Premieren von Andrzej Wajdas "Der Mann aus Mamor" und "Pourquois -pas? von Coline Serreau.
"Lohrer Filmfest" Juli 1981
Die Lohrer Presse schrieb zum Fest:
"Nachdem man bereits am Samstagabend im Weinhaus Mehling bis in die frühen Morgenstunden rege Unterhaltungen mit den anwesenden Schauspielern und Regisseuren geführt hatte, traf man sich am Sonntagmorgen zur "offiziellen" Diskussion. In den auf hohem Niveau geführten Gesprächen wurden viele Aspekte des Filmgeschäfts diskutiert; so sprach Alfred Edel die Einflüsse des Werbefilms an und betonte zusammen mit Anne Voss den Vorrang des Bildes vor dem Begriff, der ihrer Ansicht nach in neueren Filmen oft nicht beachtet werde. Man sprach auch sehr ausführlich über Thees Klahns Film "Gitanes", der bei den Zuschauern sehr kontroverse Reaktionen hervorgerufen hatte. "Paulinchen"-Regisseurin Anne Voss berichtete über die Entstehungsbedingungen von Fernsehfilm Produktionen, die je nach angestrebter Sendezeit verschieden sind.
Der große Erfolg, der sich nicht nur in den unerwartet hohen Zuschauerzahlen ausdrückte, sondern auch in der guten Stimmung im Vorraum des Kinos, wo man sich bei Kaffee, Kuchen und Frankenwein über die Filme unterhielt, legt es den Organisatoren nahe, daraus eine alljährliche Veranstaltung werden zu lassen."
Auszüge aus der Filmfest Besprechung von Michael Will
"Lohrer Filmfest" Juni 1982
1979 hatten wir das erste deutsche Programmkino in der Provinz in Erlenbach am Main eröffnet. Dank des großen Einzugsbereichs fanden wir ein Publikum, das dieselben Filme liebte wir wir und an 360 Tagen im Jahr das Kino füllte.
Trotzdem haben wir in Lohr noch Filmfeste organisiert, aber nicht mehr mit Gästen und Diskussionen gab es nur mit lokalen Experten. Die Kino Passage hat uns zu sehr in Anspruch genommen und die Regisseure (unter vielen anderen auch Achternbusch) sind nach Erlenbach gekommen.
Das Programm 1982 war allerding hochkarätig. Filme von Achternbusch (Der junge Mönch), Jean Luc Godard (Rette sich wer kann - Das Leben), Heidi Genee (Kraftprobe), Paul Schrader (Blue Collar) und Helma Sanders-Brahms (Die Berührte) waren unter anderen zu sehen.
"Lohrer Filmfest" November 1983
Das war das letzte Filmfest im 20. Jahrhundert in Lohr. Die Gruppe der "Filmnarren", die die Feste tatkräftig unterstützt hatte, löste sich langsam auf. Um so erfreulicher, dass sich der eine oder andere noch an diese Events erinnert und nach der Etablierung des StattKinos, eine Wiederaufnahme der Tradition ins neue Jahrtausend angeregt hat.
Highlights des letzen Festes waren Filme von Alain Tanner (In der weissen Stadt), Jean-Jacques Beneix (Diva) und Chantal Akerman (Eine ganze Nacht).
Auch zum Filmfest 1983 gab es wieder einen Artikel im Lohrer Echo von Bernhard Münzel Zum Lesen bitte klicken!
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Lohrer Filmfeste im letzten Jahrhundert
Bilder vom 2. Lohrer Filmfest 1981
Lebhafte Diskussionen zwischen Lohrern und Filmemachern im "guten Zimmer" des Weinhaus Mehling.
Das Bild zeigt im Vordergrund "Casanova" Alfred Edel, dahinter (mit langen Haaren) Anne Voss, die Filmautorin der Gabriele-Wohmann-Erzählung "Paulinchen war allein zuhaus". Im Hintergrund ist Arendt Aghte, einer der vier Co-Autoren des "Casanova Projektes" zu sehen, links neben ihm (mit Schnauzbart) der Autor des Aussteigerfilms "Gitanes" Thees Klahn. Ganz links im Bild (mit Bart) Burkard Peters, einer der Mitwirkenden in dem Super-8-Streifen "Die Boonekamp-Affäre" - sozusagen ein Vorläufer des iPhone Films.
Alfred Edel wird vor dem Bavaria Kino von Fans umstellt.
Die Frankfurter Filmemacher im Saal vor einer Vorstellung.
Titelblatt des Programms 1981 mit Autogrammen der Gäste
Artikel über das Filmfest 1982 im Lohrer Echo von Bernhard Münzel Zum Lesen bitte klicken!
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