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Im Kulturkeller Weinhaus Mehling, Hauptstrasse 30, 97816 Lohr am Main Eintritt: 5 € |
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Zweigstelle |
ZweigstellePressestimmenHier landen vier Freunde nach einem tödlichen Autounfall nicht etwa im weißen Licht, sondern in der Zweigstelle Süddeutschland III/2 – und dürfen sich dort erst mal eine Wartenummer ziehen. Mit langen, kargen Gängen, genervten Sachbearbeiter*innen sowie jeder Menge AGBs bastelt Grimm eine schräge Komödie über verpasste Chancen, Glaubensfragen und die Allmacht der Bürokratie. Nicht jede Pointe sitzt, der Mittelteil verliert an Drive, und das an sich tragische Schicksal der gerade verstorbenen Protagonistin will im überdrehten Setting der Behördensatire emotional nicht recht zünden. Doch das spielfreudige Ensemble sorgt dafür, dass die eigenwillige Grundidee funktioniert – und der letzte Behördengang so überraschend amüsant gerät, dass am Ende sogar der Publikumspreis des Festivals dafür rausgesprungen ist. Das Satirische zielt nicht unbedingt über Klischees hinaus, landet meist sanft irgendwo in der Ablage, will weniger enthüllen als vielmehr das tragische Dilemma der Protagonist:innen rechtfertigen: Warum sollte man Institutionen vertrauen, die ihre Bedürfnisse ignorieren, ihnen einen Stempel aufdrücken möchten und dafür nicht einmal vor Foltermethoden mit einem „Von den blauen Bergen kommen wir“-singenden „Benny Barsch“ zurückschrecken? In der berechenbaren Bürokratie findet die Komödie überraschende, unvorhersehbare Abzweigungen, schließlich auch mit unerwarteter Hilfe eines Leichenbestatter-Duos, dessen morbider Humor den Plot umklammert, und in der letzten Kurve zeigt: Man kann den Tod überlisten, aber niemals die Bürokratie, jeder bekommt, was er verdient, und die Suche nach einem tieferen Sinn führt heutzutage oft ins Nichts.
In seinem Debütfilm erzählt Grimm von einer deutschen Amtsstube, die mit Kaffeepause, unzähligen Antragsformularen und dem unvermeidlichen Wartenummern-Automaten über den weiteren Weg der Verstorbenen im Jenseits entscheidet. Die nicht sehr revolutionäre Grundidee wird konsequent entwickelt, die schrägen Figuren werden liebevoll eingeführt, trotz 105 Minuten gibt es immer wieder schöne, kleine Pointen, so dass „Zweigstelle“ wesentlich mehr ist als nur ein in die länge gezogener Sketch, wie manche Kritiken schrieben.
Trailer |
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