Im Kulturkeller Weinhaus Mehling, Hauptstrasse 30, 97816 Lohr am Main Eintritt: 5 € |
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Saint Omer |
Saint OmerPressestimmenDie Faktenlage: Am Strand wurde der Leichnam eines Kindes aufgefunden; Sicherheitskameras dokumentierten die An- und Abreise Colys – einmal mit vollem, dann mit leerem Kinderwagen. Coly ist sofort geständig. Und wie Alice Diop jene Frau inszeniert, deren ganzer Körper eine Gefasstheit ausstrahlt, die gleichzeitig trotzig, hilflos und stolz anmutet, geht unter die Haut. Da steht sie vor der Anklagebank, in hellbraunem Oberteil, vor dem frustrierend hellbraunem Holz des Gerichtssaals, hidden in plain sight: die Angeklagte Laurence Koly (Guslagie Malanda). Es geht in Alice Diops Saint Omer auch um den Wunsch, sich vom Hintergrund abzusetzen, und um alles, was dem im Wege steht. Die Hintergründe einer Straftat sind im Gerichtssaal auszuleuchten, und die geständige Angeklagte selbst sagt, sie wolle durch die Verhandlung herausfinden, warum sie getan hat, was sie getan hat, nämlich ihre kleine Tochter am Strand zurückgelassen, wo diese einen Tag später tot aufgefunden wurde. Doch die Wahrheit ist kein Fluchtpunkt in diesem Film. Die Erkenntnis, dass weder Rama noch Laurence Coly, die beide als Intellektuelle doch in der Mitte der Pariser Gesellschaft angekommen sind, wirklich dazugehören, dass sie in den Augen der Weißen immer Fremde bleiben werden, deren Handlungen aufgrund ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft anders wahrgenommen werden, trifft einen wie ein Schlag. Selbst die Entschuldigungen oder zumindest Erklärungsversuche, die Teile des Justizapparats für Colys Mord an ihrem Baby suchen und in Schlagworten wie »Hexerei« finden, haben etwas Herablassendes. Sie zeigen deutlich, dass eine schwarze, aus einem afrikanischen Land stammende Frau kaum je ganz in der westlichen Welt ankommen kann. Trailer |
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