Im Kulturkeller Weinhaus Mehling, Hauptstrasse 30, 97816 Lohr am Main Eintritt: 5 € |
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Die Purpursegel |
Die PurpursegelPressestimmenWie ein modernes Märchen entfernt sich Die Purpursegel aus den Wirren und Gräueln seiner rekonstruierten historischen Umstände. Zeit und Raum lösen sich in ihm in gleißendem Sonnenlicht, schaurigen Ruinen, flirrenden Naturgeräuschen, fantastischen Prophezeiungen. Im Wald begegnet die nunmehr heranwachsende Juliette (Juliette Jouan) einer Hexe, welche ihr die Ankunft purpurner Segel verspricht, um sie eines Tages von ihrem Leid zu erlösen. Das Geschäftsmodell von ihr und Raphaël gerät ins Stocken: Zunächst ziehen beide aus, um Holzspielzeug zu kaufen, doch die angebrochene Moderne liebt nur noch das Elektrische, mechanisch Bewegte. Altes Handwerk wird zum Relikt einer vergangenen Zeit. Künstlerisch Einmaliges weicht den Massen in den Warenhäusern. Marcellos Film ist von einer tiefen Melancholie in der Erkenntnis solcher Umbruchserfahrungen getrieben. Die Bilder, die Pietro Marcello findet, sind unverschämt nahe an der Romantik. Juliette als Wassernymphe. Raphaël und sein Akkordeon auf dem spärlichen Friedhof, das Dorf im Hintergrund drohend erhoben. Die Bildsprache, mit der er diese Romantik umsetzt, ist jedoch kompromisslos modern. Alles ist auf 16 mm gedreht, aber handgeführt und mit ständigen Snap Zooms, um das Bild und den Blick zu dynamisieren. Wie eine Band, die weiß, dass sie einen Hook gefunden hat, wiederholt und wiederholt und wiederholt Marcello, wie sich Juliettes und Raphaëls Hände berühren und zueinanderfinden. Wie jeder guter Hook steigert die Repetition nur die Endorphine, übersättigt man sich gerne an dieser Schönheit. Dieser raue magische Realismus ist grundiert in einem Drehbuch, für das neben dem bewährten Gespann Marcello/Maurizio Braucci auch die Szenaristin Maud Ameline (»Passagiere der Nacht«) verantwortlich zeichnet. In dieser dreistimmigen Zusammenarbeit werden aus den archetypischen Märchenfiguren der Vorlage moderne Charaktere, die in ein Märchen eingesponnen sind. Die Verhältnisse sind abgründiger, die Umstände, unter denen Juliette gezeugt wurde, verstörender. Der dumpfen Enge der ruralen Gesellschaftsordnung setzt der Film einen emanzipatorischen Elan entgegen. Nicht nur die Figurenkonstellation (statt des Zauberers der Vorlage tritt eine wohlmeinende Hexe auf), auch die Erzählperspektive sind nachdrücklich feminisiert. Juliette ist nicht mehr von ihrem Vater abhängig, dessen Holzspielzeuge ohnehin nicht mit den elektrischen konkurrieren können, die die Kinder längst bevorzugen. Aus dem verzauberten Prinzen der Vorlage wird ein Flieger (Louis Garrel), mit dem Juliette offensiv eine flüchtige Affäre eingeht. Sie muss auf kein Purpursegel warten. Sie trägt selbst Rot. Trailer |
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