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Die Purpursegel
FR, IT 2022, 105 min
• Darsteller
Juliette: Juliette Jouan
Raphaël: Raphaël Thiéry
Adeline Noémie: Lvovsky
Jean: Louis Garrel
• Crew
Regie: Pietro Marcello
Buch: Alexander Grin & Pietro Marcello & Maurizio Braucci
Kamera: Marco Graziaplena
Schnitt: Carole Le Page
Musik: Gabriel Yared

 



























Die Purpursegel

Pressestimmen

Wie ein modernes Märchen entfernt sich Die Purpur­segel aus den Wirren und Gräueln seiner rekon­stru­ierten histo­ri­schen Umstände. Zeit und Raum lösen sich in ihm in gleißendem Sonnen­licht, schau­rigen Ruinen, flir­renden Natur­geräu­schen, fantas­ti­schen Prophe­zei­ungen. Im Wald begegnet die nunmehr heran­wach­sende Juliette (Juliette Jouan) einer Hexe, welche ihr die Ankunft purpurner Segel verspricht, um sie eines Tages von ihrem Leid zu erlösen. Das Geschäfts­mo­dell von ihr und Raphaël gerät ins Stocken: Zunächst ziehen beide aus, um Holz­spiel­zeug zu kaufen, doch die ange­bro­chene Moderne liebt nur noch das Elek­tri­sche, mecha­nisch Bewegte. Altes Handwerk wird zum Relikt einer vergan­genen Zeit. Künst­le­risch Einma­liges weicht den Massen in den Waren­häu­sern. Marcellos Film ist von einer tiefen Melan­cholie in der Erkenntnis solcher Umbruchs­er­fah­rungen getrieben.

Janick Nolting - artechock.de

Die Bilder, die Pietro Marcello findet, sind unverschämt nahe an der Romantik. Juliette als Wassernymphe. Raphaël und sein Akkordeon auf dem spärlichen Friedhof, das Dorf im Hintergrund drohend erhoben. Die Bildsprache, mit der er diese Romantik umsetzt, ist jedoch kompromisslos modern. Alles ist auf 16 mm gedreht, aber handgeführt und mit ständigen Snap Zooms, um das Bild und den Blick zu dynamisieren. Wie eine Band, die weiß, dass sie einen Hook gefunden hat, wiederholt und wiederholt und wiederholt Marcello, wie sich Juliettes und Raphaëls Hände berühren und zueinanderfinden. Wie jeder guter Hook steigert die Repetition nur die Endorphine, übersättigt man sich gerne an dieser Schönheit.

Florian Weigl - critic.de

Dieser raue magische Realismus ist grundiert in einem Drehbuch, für das neben dem bewährten Gespann Marcello/Maurizio Braucci auch die Szenaristin Maud Ameline (»Passagiere der Nacht«) verantwortlich zeichnet. In dieser dreistimmigen Zusammenarbeit werden aus den archetypischen Märchenfiguren der Vorlage moderne Charaktere, die in ein Märchen eingesponnen sind. Die Verhältnisse sind abgründiger, die Umstände, unter denen Juliette gezeugt wurde, verstörender. Der dumpfen Enge der ruralen Gesellschaftsordnung setzt der Film einen emanzipatorischen Elan entgegen. Nicht nur die Figurenkonstellation (statt des Zauberers der Vorlage tritt eine wohlmeinende Hexe auf), auch die Erzählperspektive sind nachdrücklich feminisiert. Juliette ist nicht mehr von ihrem Vater abhängig, dessen Holzspielzeuge ohnehin nicht mit den elektrischen konkurrieren können, die die Kinder längst bevorzugen. Aus dem verzauberten Prinzen der Vorlage wird ein Flieger (Louis Garrel), mit dem Juliette offensiv eine flüchtige Affäre eingeht. Sie muss auf kein Purpursegel warten. Sie trägt selbst Rot.

Gerhard Midding - epd FILM

Trailer


 

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