Im Kulturkeller Weinhaus Mehling, Hauptstrasse 30, 97816 Lohr am Main Eintritt: 5 € |
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Mit einem Tiger schlafen |
Mit einem Tiger schlafenPressestimmenWie Lassnig, oft in Unterwäsche, konzentriert und krumm vor der leeren Leinwand auf einem Stuhl sitzt und sich geräuschintensiv über die Beine streicht; wie sie meisterlich Farben mischt; wie sie sich – bewusst oder unbewusst – über die Jahrzehnte immer wieder in den intensiven Nuancen der Bilder kleidet; wie sie auf dem Boden liegt und ihr Inneres per Pinsel auf das Blatt neben ihr (aus)drückt – all das ergibt das umfängliche Porträt einer Frau, die es nicht leicht hat, weil sie mindestens so komplex ist wie die Welt, die sie umgibt.
Maria Lassnig wurde Künstlerin in Österreich in einer Zeit, in der man Frauen noch deutlich eine Heirat empfahl, um sie vor dem Schlimmsten zu bewahren: auf dem freien Markt zu verhungern. Sie wurde später enorm erfolgreich, aber die frühe Panik der Mutter blieb bei ihr. In dem Film „Mit einem Tiger schlafen“ von Anja Salomonowitz wird Lassnig von Birgit Minichmayr gespielt, und zwar in allen Lebensaltern: das Kind, die Studentin, die Künstlerin zwischen Wien, Paris und New York, die hochbetagte Kultfigur, all das wird aufgehoben in eine innere Zeit, in der Lassnig im Grunde immer Kind ist und zugleich immer schon radikal emanzipiert. An einer Stelle kommen animierte Insekten herbeigekrabbelt, um beim abendlichen Nachhauseweg nach einem entmutigenden Tag ein Gemälde von ihr zu tragen – ein kleiner magischer Märchenmoment. Und natürlich taucht auch der titelgebende Tiger auf. Es gelingt der Regisseurin und der Hauptdarstellerin, eindringlich zu demonstrieren, wie zäh und frustrierend es für Lassnig gewesen sein muss, als Künstlerin meist unterschätzt zu werden. Die späte Anerkennung, die ihr dann doch noch widerfährt, kann sie letztlich kaum noch an sich heranlassen – zu tief sitzt der bittere Schmerz. Dennoch ist Mit einem Tiger schlafen kein finsterer Film, sondern durchwirkt von der eigenwilligen Kraft, die Lassnigs Werke ausstrahlen.
Andreas Köhnemann - kino-zeit.de Trailer |
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