Stan & Ollie
GB, Kanada, USA 2018 98 min • Mitwirkende
Stan Laurel: Steve Coogan
Oliver Hardy: John C. Reilly
Lucille Hardy: Shirley Henderson
Ida Kitaeva Laurel: Nina Arianda
Hal Roach: Danny Huston • Crew
Regie: Jon S. Baird
Buch: Jeff Pope inspired by the book 'Laurel & Hardy - The British Tours' by 'A.J.' Marriot
Musik: Rolfe Kent
Kamera: Laurie Rose
Schnitt: Úna Ní Dhonghaíle & Billy Sneddon
Stan & Ollie
Pressestimmen
Aus dem Nichts einen Spaß machen: Stan Laurel und Oliver Hardy sind bis heute das größte Komikerduo aller Zeiten - ein wunderbares Biopic verneigt sich vor ihrer Genialität.
1937 endete Laurels Vertrag mit dem Produzenten Hal Roach. Laurel glaubte, angesichts ihres Weltruhms mehr Geld heraushandeln zu können. Doch Roach ließ ihn trotzig ziehen und setzte Hardy, den er weiterhin unter Vertrag hatte, Harry Langdon als neuen Kompagnon vor die Nase. Einen Film, "Zenobia, der Jahrmarktselefant", drehten die beiden zusammen, dann wurde die Idee einer ganzen Filmreihe mit Hardy und Langdon begraben. Hardy ohne Laurel - das wollte einfach keiner sehen.
Verrat? Notlösung? Pragmatischer Umgang mit den damals üblichen Knebelverträgen der Studios? Der Brite Jon S. Baird hält sich in seinem wunderbar behutsamen Film "Stan & Ollie" mit keiner Schuldzuweisung auf, wer für die vorübergehende Trennung des famosen Duos verantwortlich ist. Stattdessen forscht er zusammen mit Drehbuchautor Jeff Pope nach, welche emotionalen Folgen "der Film mit dem Elefanten", wie ihn Laurel grimmig nennt, hatte. Hannah Pilarczykr - SPIEGEL online
»Stan & Ollie« ist auf mehreren Ebenen großes Schauspielerkino. Vom ersten Moment an begeistern Coogan und Reilly mit ihrer präzisen und hingebungsvollen Darstellung. Beide profitieren von maskenbildnerischen Meisterleistungen – Stans abstehende Ohren! Ollies Doppelkinn! – und beherrschen die physischen Ticks und Rituale der Vorbilder ganz perfekt. Noch wichtiger als die äußere Anverwandlung aber ist die Chemie der beiden. Mit großer Nonchalance entwerfen Coogan und Reilly die manchmal diffizile, manchmal heikle, immer aber zutiefst vertraute Beziehung von Laurel und Hardy, ein Verhältnis, das zwischen Kollegialität, Sachlichkeit und Freundschaft oszilliert – und nach all den Jahren auch mal an seine Grenzen gelangt.
Nicht nur deshalb ist die Atmosphäre des Films zutiefst melancholisch. Es geht ums Altern, um den Verlust von Relevanz und Prominenz, um die leise Verzweiflung, die den Schauspieler packt, wenn er nicht mehr schauspielern darf. Stan und Ollie müssen in drittklassigen Hotels absteigen, in zweitklassigen Theatern vor halbleeren Rängen auftreten und sich von einem mäßig motivierten Promoter (Rufus Jones) demütigen lassen. Erst als sie zustimmen, kräftig PR in eigener Sache zu machen, füllen sich die Zuschauerreihen allmählich, wird die Tour doch noch zum Erfolg. Und mit dem Auftritt der Ehefrauen (herrlich: Shirley Henderson und Nina Arianda) kommt dann auch ein witziger Screwball-Anteil hinzu.
Birgit Roschy - epd-FILM