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MI 8. Januar 2020 18:00 (OmU) & 20:00 Uhr
Das Familienfoto
Photo de famille
von Cécilia Rouaud
Frankreich 2018, 99 min
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Wir hatten uns gefreut wie die Schneeköniginnen, als sich bei "Das Haus am Meer", unserer ersten französischen Originalfassung mit Untertiteln, der Keller füllte. Da machen wir doch mit dieser wunderbaren Tragikomöide gleich weiter.
Im Kino sind Feste und Trauerfeiern das Barometer für Familienkrisen aller Art. Cécilia Rouaud macht zwei Beerdigungen zur Klammer für eine französische Familienaufstellung. Zwischen dem Tod des Großvaters und der Großmutter entfaltet sie das lebendige Bild einer dysfunktionalen Großfamilie, in der drei erwachsene Kinder (Vanessa Paradis, Camille Cottin und Pierre Deladonchamps) auf charmant überspannte Weise mit ihren mehr oder weniger provisorischen Lebensentwürfen ringen, und mit den anstrengenden Befindlichkeiten der getrennt lebenden Eltern und einer jüngeren Stiefmutter.
Anke Sterneborg - Süddeutsche Zeitung
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MI 15. Januar 2020
18:00 (OmeU) ⇒ FLVEG English Filmclub 20:00 Uhr in deutscher Fassung
Stan & Ollie
von John S. Baird
GB, Kanada, USA 2018 98 min
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Stan Laurel und Oliver Hardy: Noch heute lachen Jung und Alt herzlich über das geniale Komiker-Duo, das sich so herrlich streiten konnte, mit Fingerstups in die Augen oder Schubs gegen die Schulter, im Kampf mit der Tücke des Objekts oder ihren Ehefrauen. In den 1970er Jahren erlebten sie im deutschen Fernsehen ein fabelhaftes Comeback, nun macht ein Kinofilm mit einem unbekannten Abschnitt ihrer Karriere vertraut. Stan und Ollie begeben sich 1953 auf Theatertour durch Großbritannien. Doch die Zeiten haben sich geändert… „Stan & Ollie“ ist voller zärtlicher Momente, und geschickt findet Baird die Balance zwischen lustigem Slapstick und leisem Drama. Und wird dabei von zwei tollen Darstellern unterstützt. Großartig in den Titelrollen: Steve Coogan und John C. Reilly
Zu den Schönheiten des Films zählt, dass Regisseur Jon S. Baird, die Komik von Laurel/Hardy genau nachempfindet. Das berühmte „Tit for Tat“, Hardys „Slowburn“ oder Albernheiten wie das synchron getanzte Kartoffelballett sind auch heute noch köstlich. Kurzum: „Stan und Ollie“ ist ein extrem lustiger, sehr unterhaltsamer Film. Doch es geht hier noch um mehr; um eine Freundschaft, die vor Jahren einmal einen Knacks erhielt, um zwei alte Männer, die es noch einmal wissen wollen und sich vor Armut und Einsamkeit fürchten, um zwei Ehefrauen, die sich – aus unterschiedlichen Gründen – um ihre Gatten sorgen. „Stan & Ollie“ ist voller zärtlicher Momente, vor allem, wenn Stan den kranken Ollie im Krankenhaus besucht und so zu ihrer Versöhnung beiträgt. Geschickt findet Baird die Balance zwischen lustigem Slapstick und leisem Drama. Und wird dabei von zwei tollen Darstellern unterstützt.
Michael Ranze - programmkino.de
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Donnerstag 16. Januar 2020 19:00 Uhr im Keller
Eintritt frei
•Tobias Wilhelm zeigt seinen Abschlussfilm
ZIMA
Deutschland 2013, 30 min
Regie: Marcus Heep
Drehbuch: Tobias Wilhelm
•Tobias liest aus seinem Roman Weißer Asphalt
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Lesung im Keller: diesmal mit Film
Tobias Wilhelm zeigt seinen Abschlussfilm "ZIMA" und liest aus seinem Erstlingsroman
Tobias Wilhelm wurde 1988 in Wiesbaden geboren und wuchs in Budenheim auf. Zur Schule ging er in Ingelheim und Mainz. Seit zehn Jahren lebt er in Berlin, wo er Drehbuch und Dramaturgie studierte. Heute schreibt er Prosa, ist als Musikjournalist tätig und macht Filme. In seinem Debütroman „Weißer Asphalt“ verarbeitet er auch autobiografische Motive. Denn Wilhelm gehörte zu den im Roman geschilderten jüngeren Jungs, die bei Straßenkämpfen die Baseballschläger für die Großen parat hielten.
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Zima versteht nicht, warum die Menschen so lieblos miteinander umgehen. Äußerlich wirkt er zwar ruhig, doch in ihm broddelt es. Die laute und urbane und scheinbar ungerechte Welt kratzt unaufhörlich an seiner zarten Oberfläche - bis sich eines Tages sein innerer Druck in einem Gewaltakt entlädt.
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Tobias liest aus seinem Roman
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Morgens in die Schule, mittags werden Drogen vertickt und abends geht’s zur Schlägerei zwischen Bahnhofskneipe und Chemiefabrik: Auf den ersten Blick scheint das Leben der vier Jugendlichen aus Einwandererfamilien, die in einer Kleinstadt zwischen Wiesbaden, Mainz und Frankfurt aufwachsen, ebenso trost- wie perspektivlos zu sein. Tatsächlich aber ringen Sascha, Ariano, Fabio und allen voran der Ich-Erzähler mit bosnischen Wurzeln, dessen Name nie genannt wird, um einen Platz in der Gesellschaft, um Anerkennung und auch Liebe.
Wilhelm ist trotz der Erfahrungen seiner Jugend nicht in die Szene eingetaucht. „Ich war nie so sehr ins kriminelle Milieu involviert wie meine Hauptfiguren. Eher so der Kiffertyp und Scheißebauer, aber kein harter Schläger. Dafür war ich zu klein, schwach und sensibel. Natürlich habe ihm sein „Mittelschichtsbackground“ geholfen. „Wenn ich es zugelassen habe, haben mich meine Eltern unterstützt. Dieses Glück hatten die wenigsten meiner Freunde. Viele haben aber trotzdem ihren Weg gemacht und führen jetzt ganz normale Leben.“
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Interview mit Tobias Wilhelm auf der Buchmesse
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MI 22. Januar 2020
18:00 & 20:30 Uhr
Systemsprenger
von Nora Fingscheidt
Deutschland 2019, 119 min
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Systemsprenger
Der zehnjährigen Benni wurde als kleinem Kind eine Windel ins Gesicht gepresst, bis sie beinahe erstickt ist. Seitdem darf niemand ihr Gesicht berühren, sonst tickt sie aus. Tickt nicht aus wie das Nachbarkind, wenn es keine Schokolade kriegt, sondern so, dass sie andere Kinder lebensgefährlich verletzt. Den Kopf ihres Ziehbruders auf die Eisfläche des Schlittschuhparks schlägt, bis er ins Krankenhaus muss. Ein Messer nimmt, allein in den Wald läuft, zerstört, um sich schlägt, alles vernichten will.
Zugleich ist sie ein Kind, das zärtlich und lustig ist, liebesbedürftig, abenteuerlustig. Das schuldlos ist an seiner Situation, dessen Augen leuchten, wenn es Geschenke bekommt. Das traurig ist, wenn die Mutter nicht zum Geburtstag kommt. Die Mutter kommt nicht, weil sie überfordert ist, noch zwei kleine Kinder hat, weil sie Angst hat. Auch die Institutionen kommen nicht mit Benni zurecht, sie müssen die anderen Kinder schützen, Plätze sind rar. Ihr Schulbegleiter muss sie nach Hause schicken, wenn sie vor seiner Tür auftaucht. Nach den schlimmsten Ausrastern landet Benni im Krankenhaus, ruhiggestellt in einem leeren Raum mit einer Glaswand. Die Augen glasig von Betäubungsmitteln. Sie ist zu jung für die Psychiatrie und zu schwierig für den Rest der Welt.
[...] "Systemsprenger" ist ein sehr trauriger, aber auch ungewöhnlich schöner Film über ein traumatisiertes Kind. Ungewöhnlich schön ist er, weil er dicht bei seiner Hauptdarstellerin und ihrer Umwelt bleibt, nie romantisiert, aber immer liebevoll auf sie schaut. Auf sie wohlgemerkt, und nicht auf sie hinab. Manchmal sogar zu ihr aufblickt.
Juliane Liebert - Süddeutsche Zeitung
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Dienstag 28. Januar 2020 19:00 Uhr in der Alten Turnhalle
Mantra - Sounds Into Silence
von Georgia Wyss
Spanien, Deutschland 2017, 85 min
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Eine Reise nach Innen
Sonderveranstaltung mit der VHS in der Alten Turnhalle
Mantra - Sounds Into Silence
Mantras singen? In unserem hektischen Alltag entdecken immer mehr Menschen die beruhigende Wirkung des gemeinsamen Singens von spirituellen Liedern. Die Beruhigende und gesundheitsfördernde Wirkung des Singens in der Gemeinschaft ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Die Regisseurin Georgia Wyss begegnet in ihrer Dokumentation während einer Reise um die Welt Musikern und Künstlern, die bei Yoga Festivals, Konzerten und anderen Veranstaltungen auftreten und ihre Zuhörer zum Mitsingen bewegen und animieren. Sie versucht aufzuzeigen, wie mit der Kraft des gemeinsamen Gesangs zur inneren Ruhe gefunden werden kann.
Die Yogalehrerin Gupreet Zagel wird in das Phänomen der Mantras - auch Klangkörper der spirituellen Kraft genannt - einführen. Nach der Filmaufführung können Sie selbst in die Welt der Mantras eintauchen.
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Musik ist Balsam für die Seele. Ganz besonders gilt das für Klänge und Sounds, die einladen zur Entspannung und zur Meditation. Die in Barcelona lebende Filmemacherin Georgia Wyss stellt in ihrer Dokumentation eine Szene vor, die längst eine Fülle von „Stars“ hervorgebracht hat, die sich selbst jedoch weniger als Künstler sehen denn als Vermittler für das gemeinsame Singen von Mantras. Dass Singen der Seele gut tut – hier kann man es sehen und natürlich auch spüren. Seine beruhigende Wirkung auf das Gehirn ist auch wissenschaftlich belegt.
programmkino.de
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MI 29. Januar 2020
18:00 & 20:30 Uhr
Die Spur
von Agnieszka Holland
Polen, DE 2017, 128 min
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Der Film lief - nicht verdient - nur kurz in den deutschen Kinos und wir hatten ihn versäumt. Aus Anlass der Nobelpreisverleihung liest Renate noch mal mit Begeisterung Olga Tokarczuks Roman "Der Gesang der Fledermäuse", der Vorlage für "Die Spur" ist. Wir haben uns dann gleich die DVD besorgt und festgestellt: "Die Spur" muss in den Keller! Tukarczuk hat auch das Drehbuch geschrieben.
Für die pensionierte Brückenbauerin, Tierschützerin und Astrologin Duszejko, die mit ihren beiden Hündinnen Lea und Bialka in einer vollgerumpelten Klause am Waldrand haust, ist das immerwährende Halali ein unhaltbarer Zustand: "Ihr seid Mörder", schreit sie die hoch angesehenen Jäger der Gemeinde an, zu denen neben dem Bürgermeister und dem Polizeichef auch einer ihrer Nachbarn gehört.
Doch ermordet werden nicht nur Tiere: Innerhalb weniger Monate entdeckt man im Wald die teilweise grausam zugerichteten Leichen der drei Männer. Die einzigen Hinweise auf den oder die Täter sind Tierspuren im Schnee. Vorher waren schon Duszejkos Hündinnen spurlos verschwunden. Es sieht aus, als ob sich die Natur am Menschen räche, zurückschlage mit Klauen, Hufen und Mundwerkzeugen.
Die Natur, der Wald und seine Bewohner sind in Agniezska Hollands Verfilmung eines Krimis von Olga Tukarczuk, der 2011 unter dem Titel "Der Gesang der Fledermäuse" auch auf Deutsch erschien, mehr als Kulisse. Die zunächst verschneiten und später sommerlich leuchtenden Landschaften, die Täler und Bäume, über die eine freie Kamera fliegt, scheinen die Menschen - und ihre Taten - regelrecht verschluckt zu haben.
Immer wieder zeigt Holland Rudel, die durch den Schnee jagen, über das Unterholz springen, ihre felligen und gehörnten Köpfe in der Dämmerung aus dem Gras stecken. Und nutzt dabei den Effekt aus, der entsteht, wenn man fremde lebendige Wesen nach einem unbekannten Plan funktionieren sieht: Die Fauna scheint ein Geheimnis zu bergen. Wie einst Hitchcocks "Vögel", haben die Tiere eine eigene Agenda.
Jenni Zylka - Der SPIEGEL
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MI 5. Februar 2020
17:45 & 20:30
Gelobt sei Gott
Grâce à Dieu
von François Ozon
Frankreich, Begien 2018, 137 min
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„Gelobt sei Gott“, Gewinner des Silbernen Bären der Berlinale, legt einen bestimmten Fall unters Mikroskop. Aber er macht klar, dass dieser nur Teil einer weltumspannenden und seit Ewigkeiten andauernden Tragödie ist. Deshalb ergänzen wir den aktuellen Film nächste Woche im English Filmclub mit grandiosen US Doku-Drama "Spotlight" von 2015
Nach der 17:45 Uhr Vorstellung gibt es im „Oberstübchen“ des Weinhauses Mehling Gelegenheit, in einem von einem Theologen moderierten Gespräch das Thema zu vertiefen.
Am zweitschlimmsten sind die Sätze, die in diesem Film fallen. Wenn der pädophile Priester Bernard Preynat, der bis in die frühen neunziger Jahre hinein etliche kleine Jungen sexuell missbraucht hat, seine Taten bei der Konfrontation mit einem mittlerweile erwachsenen Opfer so kommentiert: „Ich musste all die Jahre damit umgehen.“ Oder so: „Ich habe sehr gelitten darunter.“ Oder so: „Es waren andere Zeiten.“ Auf eine Entschuldigung wartet man vergebens. Dann fordert die anwesende Psychologin Täter und Opfer auf, sich an den Händen zu nehmen und mit ihr das Vaterunser zu beten. Es ist fürchterlich. Am schlimmsten jedoch ist es zu wissen, dass François Ozon als Regisseur und Drehbuchautor weite Teile der Dialoge und Briefe in „Gelobt sei Gott“ aus Originaldokumenten übernommen hat. Da fällt es beim Zuschauen schwer, nicht permanent mit den Zähnen zu knirschen.
Der Fall Preynat ist echt, auch wenn die Opfer verfremdet sind. Sogar die echten Namen des Priesters, der Psychologin Régine Maire und des zuständigen Kardinals Philippe Barbarin, der die Vorfälle nicht meldete und den Priester nicht von Kindern fernhielt, übernahm Ozon. Die Versuche der Geistlichen, das vor der Veröffentlichung in Frankreich zu unterbinden, scheiterten vor Gericht; die Kunstfreiheit siegte. Die Frage, was mit der Verwendung der echten Namen gewonnen sei, ist so legitim wie schnell zu beantworten: Es lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass die Mühlen von Kirche und Justiz derart langsam mahlen, dass ihre Bewegung mit bloßem Auge manchmal kaum erkennbar ist. Beide Männer mussten sich erst 2019 für ihre Taten verantworten. Barbarin wurde zu einem halben Jahr auf Bewährung verurteilt, ging aber in Berufung, über seine Strafe ist noch nicht abschließend entschieden. Preynats Verhandlung steht noch aus. Im Juli wurde er von einem Kirchengericht aus dem Klerikerstand entlassen – eine höhere Strafe für Priester sieht das Kirchenrecht nicht vor.
Julia Bähr - FAZ
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MI 12. Februar 2020
18:00 (OmeU) ⇒ FLVEG English Filmclub 20:30 Uhr in deutscher Fassung
Spotlight
von Tom McCarthy
USA 2015, 128 min
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Umso schöner, in diesen angespannten Zeiten, wenn ein Film wie "Spotlight" an die Tugenden und die Sternstunden des Journalismus erinnert. Das für sechs Oscars nominierte Newsroom-Drama von Regisseur Tom McCarthy, der zusammen mit Josh Singer auch das Drehbuch schrieb, basiert auf einer wahren Geschichte. Das Investigativ-Team der "Spotlight"-Sektion des Bostoner Traditionsblatts enthüllte damals in einer Serie von über 600 Artikeln, wie die katholische Kirche seit Jahrzehnten sexuelle Übergriffe ihrer Priester vertuscht und verharmlost hatte. Der zuständige Erzbischof Bernard Francis Law trat 2002 zurück und wurde vom Vatikan mit einem Posten in Rom versorgt. Die Schweigespirale war dennoch durchbrochen: Bis heute dauert die Aufklärung Hunderter weltweit bekannt gewordener Vergehen katholischer Priester an ihren minderjährigen Schützlingen an.
Andreas Borcholte - Der SPIEGEL
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MI 19. Februar 2020
18:00 & 20:15 Uhr
Leid und Herrlichkeit
Dolor Y Gloria
von Pedro Almodovar
Spanien 2019, 110 min
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Ein großartiger Antonio Banderas als alternder Regisseur: Mit seinem neuen Film „Leid und Herrlichkeit“ hat sich spanische Regisseur Pedro Almodóvar, der immer ein Meister war, selbst übertroffen.
Dies ist ein Film wie ein ganzes Leben. Nicht die Erzählung eines Lebens von A bis heute, sondern das Heraufziehen von Bildern, im Schmerz, im Schlaf, unter Droge. Deshalb bestimmt nicht die Chronologie die Abfolgen und den Rhythmus, sondern visuelle Motive, Farben, Melodien. Einmal tanzt Alberto auf einer leeren Bühne, vor einer weißen Leinwand, die für das Kino aus Salvadors Kindertagen steht, und in diesem kurzen Tanz eines älter werdenden Mannes ist alles enthalten, worum es geht – die Liebe, die Musik, die Farben, das Kino, das Vergehen.
Erinnerung und Halluzination liegen nah beieinander und die eine führt zur anderen. Das Wasser des Pools vom Anfang gleitet über ins Wasser des Flusses, in dem die Mutter früher mit anderen Frauen die Wäsche wusch und Lieder sang und dem kleinen Salvador die Seifenfischchen zeigte, die im Flachen herumflitzten. Von den Plastikschnüren, die in der Höhlenwohnung im Dorf der Kindheit den Eingang markierten, geht es zum farbig gestreiften nur lose gewebten Vorhang in der Madrider Wohnung von Salvador, die dieser mit Kunst und Camp und erlesenen Vintagestücken wild dekoriert hat, und eben mit diesem Vorhang, der ein Zitat aus der Kindheit ist.
Verena Lueken - FAZ
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MI 26. Februar 2020
18:00 & 20:00 Uhr
Roads
von Sebastian Schipper
Deutschland 2019, 100 min
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Kann man Europas Flüchtlingskrise als Buddy-Movie erzählen? Nach "Victoria" zeigt sich Regisseur Sebastian Schipper erneut als Filmemacher ohne Angst vor Experimenten. Nicht nur das macht "Roads" sehenswert.
Der soeben 18 Jahre alt gewordene Londoner Gyllen (Fionn Whitehead, "Dunkirk") hat Stress mit seiner Mutter und deren Freund. Also entwendet er frustriert das geliebte Vintagewohnmobil des verhassten Stiefpapas - und will auf eigene Faust los, nach Frankreich, zu seinem leiblichen Vater. Problem: Gyllen hat, wie viele westliche Großstadtkinder, keinen Führerschein. Wie soll er den Camper also aus dem marokkanischen Familien-Urlaubsort aufs europäische Festland kriegen?
Zu Hilfe kommt ihm William (Stéphane Bak), ebenfalls 18, der sich aus dem Kongo nach Marokko durchgeschlagen hat. Auch er will nach Nordfrankreich, nach Calais, wo er seinen verschollenen Bruder in einem der Flüchtlingscamps vermutet. Er kann zwar fahren, aber er hat keinen Pass. Die erste Begegnung der beiden schilderte Sebastian Schipper in einem Interview so: "Zwei Aliens stehen sich gegenüber."
Andreas Borcholte - Der SPIEGEL
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MI 4. März 2020
18:00 (OmU) & 20:30 Uhr
Der unverhoffte Charme des Geldes
La chute de l’empire Américain
von Denys Arcand
Kanada 2018, 127 min
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Der unverhoffte Charme des Geldes
Ein kapitalismuskritischer Philosoph ist plötzlich im Besitz mehrerer Millionen und hat die Polizei und Mafia auf dem Hals. Denys Arcand blickt in „Der unverhoffte Charme des Geldes“ darauf, was Geld mit Menschen macht.
Was passiert, wenn einem erklärten Kapitalismuskritiker plötzlich mehrere Millionen Dollar vor die Füße fallen? So beginnt kein Ökonomenwitz, sondern der neue Film von Denys Arcand „Der unverhoffte Charme des Geldes“. Kurierfahrer Pierre-Paul (Alexandre Landry) gerät in ebendieses Dilemma. Er hat seinen Doktor in Philosophie gemacht und zitiert, während er mit seiner Freundin Schluss macht, im Café schon mal Wittgenstein. Hinter der Fassade stetiger Ethikaphorismen aber ist er ein tapsiger Weltverbesserer, der sich irgendwie durchschlägt, ohne seine Moral zu kompromittieren. Als es auf seiner Kurierroute zu einem Raubüberfall mit Schießerei kommt, schnappt er sich kurzerhand zwei Geldsäcke. Nun sind Mafia, Ermittler und die Finanzbehörde hinter ihm her.[...]
Und wenn man bei all dem Spaß über die Krimiwendungen vergessen will, worum es hier eigentlich geht, stellt Arcand dem seine letzten Bilder entgegen. Da stehen jene Obdachlosen auf, die während der gut zwei Stunden am Rande des Films blieben, unter Torbögen schliefen oder in U-Bahn-Stationen um Geld baten. Kanadische Ureinwohner, Inuit und die Wanderarbeiter, die beim Obstpflücken und auf Baustellen nicht mehr genug verdienen, um damit eine Wohnung bezahlen zu können. Sie zeigen ihre Gesichter der Kamera in Großaufnahme, die sonst den Stars vorbehalten ist, und schauen stolz durch die vierte Wand hindurch in den Zuschauerraum – eine letzte Mahnung Arcands, dass es ihm mit seiner Kritik bitterernst ist.
Maria Wiesner - Frankfurter Allgemeine
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MI 11. März 2020
18:00 & 20:30 Uhr
Systemsprenger
von Nora Fingscheidt
Deutschland 2019, 119 min
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Systemsprenger
Der zehnjährigen Benni wurde als kleinem Kind eine Windel ins Gesicht gepresst, bis sie beinahe erstickt ist. Seitdem darf niemand ihr Gesicht berühren, sonst tickt sie aus. Tickt nicht aus wie das Nachbarkind, wenn es keine Schokolade kriegt, sondern so, dass sie andere Kinder lebensgefährlich verletzt. Den Kopf ihres Ziehbruders auf die Eisfläche des Schlittschuhparks schlägt, bis er ins Krankenhaus muss. Ein Messer nimmt, allein in den Wald läuft, zerstört, um sich schlägt, alles vernichten will.
Zugleich ist sie ein Kind, das zärtlich und lustig ist, liebesbedürftig, abenteuerlustig. Das schuldlos ist an seiner Situation, dessen Augen leuchten, wenn es Geschenke bekommt. Das traurig ist, wenn die Mutter nicht zum Geburtstag kommt. Die Mutter kommt nicht, weil sie überfordert ist, noch zwei kleine Kinder hat, weil sie Angst hat. Auch die Institutionen kommen nicht mit Benni zurecht, sie müssen die anderen Kinder schützen, Plätze sind rar. Ihr Schulbegleiter muss sie nach Hause schicken, wenn sie vor seiner Tür auftaucht. Nach den schlimmsten Ausrastern landet Benni im Krankenhaus, ruhiggestellt in einem leeren Raum mit einer Glaswand. Die Augen glasig von Betäubungsmitteln. Sie ist zu jung für die Psychiatrie und zu schwierig für den Rest der Welt.
[...] "Systemsprenger" ist ein sehr trauriger, aber auch ungewöhnlich schöner Film über ein traumatisiertes Kind. Ungewöhnlich schön ist er, weil er dicht bei seiner Hauptdarstellerin und ihrer Umwelt bleibt, nie romantisiert, aber immer liebevoll auf sie schaut. Auf sie wohlgemerkt, und nicht auf sie hinab. Manchmal sogar zu ihr aufblickt.
Juliane Liebert - Süddeutsche Zeitung
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