Im Kulturkeller Weinhaus Mehling, Hauptstrasse 30, 97816 Lohr am Main Eintritt: 5 € |
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MI 25. Januar 2017 |
Frankreich ist ja bekannt für seine wunderbar märchenhaften Komödien getränkt mit savoir-vivre. Dies ist ein ganz besonders schönes Exemplar dieser Gattung, das deutsche Arthouse-Kinobetreiber monatelang ernährt hat. "Ein Film, der glücklich macht! Wie ein frischer Frühlingswind trägt diese französische Komödie Leichtigkeit und gute Laune ins Kino. Mit Herz, Humor und Verstand präsentiert Éric Besnard (Buch und Regie) ein Stück feiner Filmkunst. Er erzählt die Geschichte einer Frau in Nöten, die einem hochintelligenten Mann mit Asperger-Syndrom begegnet. Eine romantische Komödie der besonderen Art vor einer überwältigend schönen Naturkulisse. Wer hier nicht mit wohligem Seufzen das Kino verlässt, braucht dringend … na, was wohl? - einen Urlaub in der Provence!" | |
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MI 1. Februar 2017 |
Können Cowboys reden? Verfügen Revolverhelden über ein Sprachzentrum? Oder ziehen sie nur deshalb so oft ins Duell, weil kommunikative Vorgänge sie überfordern? Jeder Western, mag er auch noch so hart sein, ist immer auch eine Komödie. Denn spätestens wenn die Männer Stetson und Waffe ablegen, um sich ohne Bleivergießen zu artikulieren, also vor Gericht oder vor dem anderen Geschlecht, was moralisch im klassischen Western ungefähr dieselbe Instanz ist, spätestens dann geraten sie ins Stottern. [...]Ethan und Joel Coen haben nun das Remake eines späten John-Wayne-Westerns in Szene gesetzt - es ist, oh Wunder, ein Film über Sprache geworden. Ein Film, der kommunikationsunfähige Wracks beim Reden zeigt. Und es ist, obwohl man mehr als einmal lachen muss, ganz und gar keine Komödie. Im Gegenteil, "True Grit" ist das Drama einer ganz jungen und einer ganz alten Person, die genre-typisch "tun, was sie tun müssen" - aber auch eine Sprache suchen, um sich zu legitimieren. Jedes Wort wird so zur Kugel. Die Kritik von Christian Buß bei SPIEGEL Online lesen | |
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MI 8. Februar 2017 |
3 Jahre nach der Finanzkrise drehte J.C. Chandor mit Margin Call einen Thriller inspiriert von der Lehman Pleite. Damit setzt wir unsere kleine Finanzkrise Reihe vom letzten Herbst fort ... und solange sich Banken immer wieder wie Phönix aus der Asche zum Business as usual erheben, wird uns das Thema sicher erhalten bleiben. "Es beginnt mit einem body count. Die Kündigungswelle, die mal wieder durch die Investmentbank in Manhattan schwappt und neben zahllosen Neulingen auch einige bewährte Kräfte trifft, ist inszeniert wie eine militärische Aktion, schnell, effizient, brutal. Namen werden abgefragt, der frisch Gekündigte an seinen Schreibtisch geführt, wo er unter Aufsicht seine Sachen in einen von der Firma gestellten Karton packen darf, um dann zum Aufzug geleitet zu werden. Einer, der jetzt keinen Job (und kein Diensthandy) mehr hat, ist der High-Risk-Analyst Eric Dale (Stanley Tucci). Ihm gelingt es, einem ungekündigten Kollegen einen Datenstick zuzustecken, auf dem dokumentiert ist, woran er zuletzt gearbeitet hat. Es ist die Matrix des bevorstehenden Zusammenbruchs" | |
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MI 15. Februar 2017 |
Wenn Dalton Trumbo sich für etwas entschieden hatte, dann zog er es auch durch. Das ist der rote Faden, der sich durch Jay Roachs Film "Trumbo" zieht: Wie unnachgiebig der Mann sein konnte, auch mit sich selbst. Dalton Trumbo war der prominenteste der "Hollywood Ten", jener zehn Autoren und Regisseure, die 1947 vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe zitiert wurden, um befragt zu werden, ob sie kommunistische Inhalte in ihre Filme eingeschmuggelt hätten - und ob sie Parteimitglieder wären. Vor allem aber sollten sie andere der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei bezichtigen, was nicht mal verboten war. Die Hollywood Ten verweigerten die Aussage und landeten erst im Gefängnis und dann auf der schwarzen Liste. Sie durften für keine Filmfirma mehr arbeiten, die Mitglied war der Motion Picture Association of America. Trumbo hat sich nicht kleinkriegen lassen - er hat sogar zwei Oscars gewonnen, während er auf der schwarzen Liste stand, 1953 für "Ein Herz und eine Krone" mit Audrey Hepburn und Gregory Peck, 1956 für "Roter Staub". Die Trophäen nahmen damals Strohmänner entgegen. [...]
Die komplette Kritik von Susan Vahabzadeh bei sueddeutsche.de lesen | |
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MI 22. Februar 2017 |
Sonniges vom Chef-Melancholiker Von all den Bildern des Aufblühens und Erstrahlens in "Le Havre" ist die Ananas das schönste. Auch farblich. Es gibt das strahlende Weiß von Kirschblüten, das lodernde Rot von Rosen und Nelken, aber das Grün-Gold der Ananas erscheint sonnengleich. Ein sonniger Film von Kaurismäki, dem Chef-Melancholiker des Autorenkinos? So ist es. Bei seiner Suche nach dem entwischten Flüchtlingsjungen Idrissa (Blondin Miguel) durchstreift Inspektor Claude (Jean-Pierre Darroussin) das triste Kleine-Leute-Viertel der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre, wo Idrissa Unterschlupf gefunden haben soll. Er befragt einen Gemüsehändler, der ihm nach allerlei ausweichenden Antworten eine Ananas aufnötigt. Als er dann ins Dunkel einer Kneipe eintritt und von skurrilen Thekenstehern beäugt wird, erscheint die Ananas in seiner Hand zuerst als Gag, dann als Monstranz einer Sehnsucht nach blühendem Leben. Solche Vexierbilder, die Witz in großes Pathos verwandeln, liebt Kaurismäki. Schon ereignet sich ein kleines Wunder: die Wiederbegegnung mit einer verflossenen Liebe. [...] | |
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MI 8. März 2017 |
Als hätte Todd Haynes es geahnt: Ein singender Poet, der den Nobelpreis für Literatur bekommt, kann nicht eine einzelne Person sein. In diesem Film wird der Meister gleich von 6 Schauspielern dargestellt. "Wäre ein traditionelles Dylan-Biopic denkbar? Selbstverständlich. Es könnte 1997 einsetzen, dem Jahr des Bestselleralbums »Time Out Of Mind« und dem Auftritt vor dem Papst. Da säße dann der in die Jahre gekommene Star nachdenklich in seiner Garderobe, und seine Biografie zöge als Rückblende an uns vorbei: der Aufstieg vom Kleinstadtjungen zur Folklegende, das bewegte Liebes- und Eheleben, die Wandlung zum Rock- und Gospelmusiker, der Abstieg in Drogensumpf und künstlerische Bedeutungslosigkeit. Als schlüssiger dramaturgischer Bogen käme sein Leben daher, und am Schluss würde der Held auf seine alten Tage noch einmal rausgehen auf die Bühne und es der Welt so richtig zeigen. Ein mäßiger, allenfalls mittelmäßiger Film wäre das; Bob Dylan könnte er unmöglich gerecht werden. Todd Haynes wählt für I'm Not There glücklicherweise einen anderen Ansatz. Er zeichnet ein höchst subjektives Dylan-Bild, ein pointillistisches Sammelsurium der Stile und Perspektiven. Sein Credo dabei ist: Dieser Mensch ist so vielseitig und widersprüchlich, dass es den einen »wahren Dylan« womöglich gar nicht gibt. »I'm not there«, singt der Meister nicht umsonst im titelgebenden Song. »Ich ist ein anderer«, sagt der von Dylan hochgeschätzte Dichter Rimbaud. Dylan, das sind viele in einem, erklärt Haynes, oder, andersherum, einer in vielen." [...]
Die komplette Kritik von Frank Schnelle in epd-film.de lesen | |
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MI 15. März 2017 |
In gefühlt Hunderten von Coming-of-Age- und Highschool-Filmen hat man einen wie ihn schon gesehen: den schüchternen Sonderling, der den Überschwang seiner pubertären Gefühle hinter der Fassade doppelt verglaster Coolness verbirgt. Trotz seines originellen Hangs für die Sparte »foreign film« würde man für ihn kaum Interesse aufbringen, wäre da nicht die Geschichte mit dem »Mädchen«, das der englische Titel als »sterbend« ausgibt. Sie wird Greg samt seiner Coolness aus der Bahn werfen. Aber nicht in der Weise, wie wir es aus all den anderen Filmen kennen. [...]
Die komplette Kritik von Barbara Schweizerhof bei epd-film.de lesen | |
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MI 22. März 2017 |
Komm, wir fahren nach Hause ... "Die Aussicht vom Balkon ist atemberaubend: nach vorne in die Weite, wo ein Panorama der Schwerindustrie aufrollt, Schlote rauchen, Kühltürme qualmen und Kokereien nachts den Himmel höllenfeuerrot färben, aber auch nach rechts in die Nähe, wo Marusha (Greta Sophie Schmidt), die „fast sechzehn“ Jahre alte Stieftochter von Konrad Gorny (Peter Lohmeyer), dem Hausbesitzer aus dem Erdgeschoss, ihr Zimmer hat und die nackten Beine durchs Fenster streckt oder hinter einem durchsichtigen Vorhang steht und sich den BH aufknöpft. Der zwölfjährige Julian (Oscar Brose), genannt Juli, ist von beidem fasziniert, denn er will einmal nicht wie sein Vater Walter Collien (Charly Hübner) Bergmann und auch nicht Stahlkocher, sondern Koker werden, und dass die frühreife Göre, wie sie ihn anspricht und ihre erotischen Reize ausprobiert, seine Neugier weckt, beschäftigt und verwirrt ihn. [...] Erinnerung ans Erwachsenwerden und an die Pubertät der Republik: Mit „Junges Licht“ wendet sich der bekennende Ruhrgebietler Winkelmann aufs Neue seiner Heimat zu, der er eine frühe Trilogie - „Die Abfahrer“ (1978), „Jede Menge Kohle“ (1981), „Nordkurve“ (1992) - gewidmet hat. Erstmals greift er auf eine literarische Vorlage zurück, den gleichnamigen Roman von Ralf Rothmann (2004), mit dem er nicht nur biographische Erfahrungen teilt. Auch der hat sich in seinem Werk erst nach der Auseinandersetzung mit späteren Lebensabschnitten, von denen „Stier“ (1991), „Wäldernacht“ (1994) und „Milch und Kohle“ (2000) erzählen, bis in die Kindheit vorgegraben." [...]
Die komplette Kritik von Andreas Rossmann in der FAZ lesen |
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