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Filme im Juli 2022

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Mittwoch 6. Juli 2022
18:00 & 20:15 Uhr
Bettina
von Lutz Pehnert
Deutschland 2022, 107 min

 

Bettina

Wie "Lieber Thomas" zeigt Bettina Wegners Leben die Geschichte eines Jahrhunderts.

Seit wir "Bettina" bei der diesjährigen Berlinale sahen, haben wir darauf gewartet, euch diesen Film zeigen zu können. In unsere kleine DDR Reihe mit "Lieber Thomas" und "Schönheit und Vergänglichkeit" hätte er wunderbar gepasst, auch weil Bettina in Thomas Brasch' Leben eine große Rolle gespielt hat. Aber da war der Film noch nicht gestartet. Freut euch auf diesen wunderbaren Nachtrag, bei dem wir Bettina Wegener als großartige Sängerin und Erzählerin erleben können. Ihr Lied von 1980 ist aktueller den je:

Aufrecht stehn – wenn andre sitzen
Wind zu sein – wenn andre schwitzen
Lauter schrein – wenn andre schweigen
Beim Versteckspiel sich zu zeigen
Nie als andrer zu erscheinen
Bei Verletzung nicht mehr weinen
Hoffnung haben beim Ertrinken
Nicht im Wohlstand zu versinken
Einen Feind zum Feinde machen
Solidarität mit Schwachen

Auch der Filmemacher Lutz Pehnert war Ostberliner, aufgrund von Bettinas' Ausweisung hatte er sie allerdings erst nach dem Mauerfall kennengelernt. In seiner Director's Note schreibt er: "Ich glaube, dass Bettina Wegner bis heute in zwei Welten lebt – hüben und drüben, auch wenn sie gerade selbst nicht genau weiß, wo gerade hüben und wo drüben ist Bis heute also steckt ihr die Geschichte eines Jahrhunderts, die auch ihre eigene ist, in den Knochen, in der Seele, in ihren Gedanken Bei meiner Begegnung mit ihr, habe ich sie immer in einer wunderbaren Mischung aus Nachdenklichkeit und Heiterkeit erlebt, als eine Frau mit Humor. Traurig war sie nie. Sie erzählt von ihrer Vergangenheit mit einem natürlichen Gespür für den Aberwitz, den alles Erlebte enthält."

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Mittwoch 13. Juli 2022
18:00 & 20:00 Uhr
Der Waldmacher
von Volker Schlöndorff
Deutschland 2021, 87 min

 

Ganz langsam die Welt retten: Volker Schlöndorff begleitet Tony Rinaudo - Gewinner 2018 des Alternativen Nobelpreises - bei seiner Mission in Afrika
Schlöndorff kennt man ja vor allem für seine Spielfilme. Seine Karriere hat der Schüler von Louis Malle bereits 1966 mit der Musil-Verfilmung "Der junge Törless" begonnen. Dass er jetzt mit über 80 Jahren die Kamera in die Hand genommen hat und mit Tony Rinaudo nach Mali, Ghana und in die Republik Niger gereist ist, das hat uns schwer beeindruckt.
Die Erhaltung des Waldes sollte eine der größten Aufgaben für unsere Zukunft sein, doch ein kurzer Blick ins Web informiert uns, dass die weltweite Waldfläche seit 1990 um 178 Millionen Hektar geschrumpft ist. Zwar gibt es Vorzeigeinitiativen wie Afrikas Große Grüne Mauer im Sahel, aber dieses mit Milliarden für neue Pflanzungen geförderte Projekt kommt nur schleppend voran. Warum dem so ist, erfahren wir auch in "Der Waldmacher".
Tony Rinaudo arbeitet seit 40 Jahren in Afrika mit bescheidenen Mitteln, dafür aber direkt mit den lokalen Stämmen zusammen. Er hat die uralte Methode der Wiederaufforstung mittels der Aufzucht von Bäumen aus alten Wurzeln neu entdeckt. Dafür hat er 2018 den Alternativen Nobelpreis bekommen und auf dem Rückweg von Stockholm Schlöndorff im Hinterzimmer eines italienischen Restaurants davon erzählt. Die Idee zu diesem Dokumentarfilm war geboren.
Schlöndorff beschließt seine Director's Note hoffnungsvoll: "Mit der richtigen Hilfe kann Afrika von seiner eigenen Bevölkerung gerettet werden. Tony Rinaudo bleibt zuversichtlich. Ein Umdenken wird kommen. Nichts ist verloren. Kein Baum ist tot, keine Wurzel ist tot. Alles kann wieder wachsen. Er hat mir ein Afrika gezeigt das wieder Hoffnung haben kann."

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MI 20. Juli 2022
18:00 & 20:00 Uhr
Heinrich Vogeler - Aus dem Leben eines Träumers
von Marie Noëlle
Deutschland 2022, 90 min

 

Als wir aus "Heinrich Vogeler" wieder ins Licht der Kantstraße traten, waren wir etwas verwirrt und nicht sicher, was wir von diesem Hybrid zwischen historischem Reenactment und Dokumentarfilm halten sollen. Einerseits war es erfrischend, fast lustig, andererseits haben wir viel über einen Künstler mit einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte erfahren.
Kathleen Hildebrand hat diesen Widerspruch an den Anfang ihrer Kritik gestellt: "Steht ein Mann im Moor und liest. Er trägt Gründerzeitkluft, studiert aber ein Insel-Büchlein aus dem Jahr 2000. Es sind Rilke-Gedichte, "In und nach Worpswede". Die Jahrhunderte krachen zusammen in der ersten Szene von Marie Noëlles Doku-Spielfilm über Heinrich Vogeler. Es ist klar: Das hier wird nicht einfach der nächste Künstlerbiografieschinken mit Kostümen, Krisen und Kutschfahrten. Dieses Projekt ist experimenteller."

Seine Kunst machte Heinrich Vogeler in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zum Liebling des Bürgertums, seine Kriegserfahrung später zum Dissidenten, seine politische Haltung schließlich zum Exil-Künstler – Heinrich Vogelers Lebensgeschichte ist eine radikale Sinnsuche in Zeiten großer Umbrüche.
In Bremen als Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie 1872 geboren, gehörte Vogeler zu den Mitbegründern der Künstlerkolonie Worpswede. Der Barkenhoff - in dem sich heute das Heinrich-Vogeler-Museum befindet - war der Mittelpunkt der künstlerischen Bewegung.

Heinrich Vogeler: Sommerabend (Das Konzert), 1905

In Marie Noëlles Film verschmelzen die Zeitebenen sowie fiktionale und dokumentarische Aufnahmen mit Interviews, Archivbildern und Vogelers Malerei zu einem organischen Gesamtwerk.

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MI 27. Juli 2022
18:00 OmU & 20:30 Uhr
Spencer

von Pablo Larraín
England, Deutschland, USA 2021, 117 min

 

Spencer

"Spencer" ist nicht gerade der Film zum Kronjubiläum der Queen. Ich bin ja eigentlich nur wegen Renate, die die Geschichte Dianas mit Interesse verfolgt hat, in unser "Schlappenkino" Odeon mitgegangen. Geschichten vom königlichen Universum sind meins nicht; umso erstaunlicher, dass ich berauscht aus Pablo Larraíns "Spencer" gekommen bin. Diese Tour de Force durch die Weihnachtsfeiertage bei der Queen auf dem Landsitz Sandringham zeigen Diana, die Königin der Herzen, als eine faszinierende und sehr fragile Person.
Es ist bewegend zuzusehen, wie Prinzessin Diana sich - als ein Mensch wie du und ich - durch die Jahrhunderte gewachsene strikte Prozedur des königlichen Weihnachtsfestes kämpft. "Spencer" ist kein Biopic über Diana, sondern ein, nur auf wenige Tage konzentriertes, Psychogramm ihrer schillernden Persönlichkeit.
Larraín zieht die Spannung des Films aus der Reibung von drei Erzählebenen: EINS: Dianas ungezügelter Freiheitsdrang, der sie immer wieder aus dem Schloss treibt. ZWEI: Die höfische Gesellschaft mit ihren Konventionen, die von der Verwiegung der Gäste bis zur strengen Kleiderordnung reichen und die einem kalte Schauer über den Rücken treiben. DREI: Wie bei Lubitsch leben Diener und Köche in einer eigenen Welt. Eine Welt, die Diana näher ist als der herrschaftliche Prunk. In den weitläufigen Räumen der Küche findet Diana wahre Freunde.
"Dies ist die Geschichte einer Prinzessin, die nicht Königin werden wollte, sondern sich eine eigene Identität erschuf", bringt es Pablo Larraín auf den Punkt.

Und dann gibt es noch einen lokalen Bezug zu dieser internationalen Großproduktion! Unser Lieblingsteppichhändler Djoharian hat den Drehort Schloss Marquardt in Brandenburg mit seinen Teppichen ausgestattet. Er hat zugesagt, uns und unserem Publikum vor dem Film über seine Erfahrungen mit der Produktion zu berichten.

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MI 3. August 2022
18:00 & 20:00 Uhr
Glück auf einer Skala von 1 bis 10

von Alexandre Jollien & Bernard Campan
Frankreich, Schweiz 2021, 92 min

 

Glück auf einer Skala von 1 bis 10

Der Film ist die Geschichte einer sich wunderbar entfaltenden Freundschaft zwischen dem Bestattungsunternehmer Louis, der den an zerebraler Kinderlähmung leidenden Igor auf einem Roadtrip von Lausanne nach Montpellier kennen und lieben lernt. Die Schauspieler Bernard Campan und Alexandre Jollien sind auch im echten Leben Freunde und haben sich als Regisseure und Drehbuchautoren eine, von gelebter Erfahrung sprühende, Komödie auf den Leib geschrieben.
Ihre Helden sind zwei Männer, die zunächst einmal nichts miteinander zu tun haben. Igor wird viel zu oft aufgrund seiner körperlichen Behinderung unterschätzt und hat sich vor der Einsamkeit zu Sokrates und Spinoza gerettet. Der Bestattungsunternehmer Louis ist Ende 50 und hat für die Firma sein Privatleben geopfert. Aus der Konstellation „Arbeitstier trifft Lebenskünstler“ entwickelt sich nicht nur ein vergnügliches Buddy-Feelgood-Road-Movie, sondern vor allem eine humorvolle Abrechnung mit Zwängen, Abhängigkeiten, Intoleranz und Klischees.

Alexandre Jollien, der zu den profiliertesten französischsprachigen Philosophen gehört und mit zerebraler Kinderlähmung geboren wurde, spielt mit hinreißendem Charme den Genussmenschen Igor, der gelernt hat, den Augenblick zu lieben. Louis jedoch muss erst noch erfahren, was er alles versäumt hat,s und Bernard Campan, bekannt als Schauspieler, Autor und Regisseur des César-Preisträgers "Alles kein Problem", macht aus ihm einen rastlosen Tatmenschen, der sich zum großzügigen Grandseigneur entwickelt.


 

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