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Filme Juli / August 2023

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MI 5. Juli 2023
18:00 OmU & 20:30 Uhr

DO 6. Juli 18:00 Uhr DF

Ein Mann namens Otto

A Man Called Otto
von Marc Forster
USA 2022, 126 min

 

Ein Mann namens Otto

"Ein Mann namens Otto", die makabre Geschichte vom lebensmüden Griesgram hat die Welt erobert. Schon der Roman von Frederik Backman und die schwedische Verfilmung von Hannes Holm waren ein internationaler Erfolg. Jetz kommt das amerikanische Remake der Tragikomödie auch zu uns in den Keller. Hier heißt der Protagonist "Otto" statt Ove, und die Komödie ist auch nicht ganz so schwarz ausgefallen wie im schwedischen Original. Aber Tom Hanks überzeugt in der Rolle ... es hat ihm sichtbar Spaß gemacht, endlich mal einen richtigen "Kotzbrocken" zu spielen!
Generell sind wir ja mißtrauisch bei amerikanischen Remakes von europäischen Erfolgsfilmen, aber wir haben uns köstlich amüsiert, und die Tragik, die ja in guten Komödien dazu gehört, hat ein Übriges beigetragen zum Prädikat "Wohlfühlkino, das in den Keller muss!"
Dass lebensmüde Helden durchaus ihren Platz in Komödien haben, wurde ja schon bei "It's a Wonderful Life" mit dem göttlichen James Stewart ein für allemal bewiesen. Nicht umsonst einer der Klassiker im TV Weihnachtsprogramm.
Otto ist Witwer, Pedant, tyranisiert seine Nachbarn und kann nach dem Tod seiner geliebten Frau keinen Sinn mehr im Leben finden. Dass alle Versuche, sich das Leben zu nehmen bei einem Ingenieur im Ruhestand schief gehen, mag verwundern. Doch dafür ist das Kino ja geschaffen, dass es sein Haupt über die triste Realität erhebt und Mittmenschlichkeit Wunder wirkt ... ganz wie in "Ist das Leben nicht schön?"
So ist "A Man Called Otto" die Geschichte einer wunderbaren Verwandlung, an der wir staunend, lachend und mit mancher Träne der Rührung teilnehmen dürfen.

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MI 12. Juli 2023
18:00 & 20:00 Uhr
Die Eiche - Mein Zuhause
von Lauret Charbonnier & Michel Seydoux
Frankreich 2022, 80 min

 

Die Eiche - Mein Zuhause

Naturfilme sind nicht ganz unbekannte Gäste im Keller. Mit "Die Wiese - Ein Paradies nebenan" und "Vogelperspektiven" hatten wir schon zwei hochkarätige Filme im Programm, die Tier- und Pflanzenvielfalt in unseren Breiten zum Thema hatten. Im Mittelpunkt standen das Artensterben und der Kampf von BUND, LBV und anderen gegen diese Entwicklung. Mit "Die Eiche - Mein Zuhause" kommt nun ein Film in den Keller, der am Beispiel eines Baums die Vielfalt in beeindruckender Weise darstellt.
Im Regiekommentar schreiben die Filmemacher:
Als größter Baum in den Wäldern der nördlichen Hemisphäre, symbolisiert die "Königin der Bäume" wie kein anderer Baum Macht und Beständigkeit. Für viele ist die Eiche deshalb auch zum Hoffnungsträger für nachfolgende Generationen geworden.
Dreh- und Angelpunkt dieses Films sind eine hundertjährige Eiche und ihr Ökosystem. Diese Eiche ist dabei weit mehr als ein pflanzliches Lebewesen, vielmehr steht sie für einen ganzen Lebensraum.
"Die Eiche" ist der Ort, an dem sich der Plot mit mehreren "Charakteren" im Wandel der Jahreszeiten abspielt. Jedes Tier hat seinen Platz und seine Rolle im Baum: Weit oben warnt der Eichelhäher, ein waschechter Hausmeister, alle anderen Tiere vor drohenden Gefahren. In der Etage darunter ist das Eichhörnchen der unbestrittene Boss des Baums. Im Untergeschoss wird der Keller der Feldmäuse beinahe vom Hagelregen eines heftigen Sommergewitters geflutet. Zunächst müssen sie alle Familienmitglieder retten, bevor sie die Eicheln für den Winter einlagern können. Für die winzigen Rüsselkäfer war der Wettereinbruch noch weitaus verheerender. In ihrem Maßstab gerechnet, haben sie gerade einen heftigen Tsunami erlebt. Viele weitere Gefahren lauern auf die Bewohner der Eiche. Das Publikum wird Zeuge der bemerkenswerten Geschichten, die sich in und um die Eiche abspielen.
Um dieses Ökosystem mit allen seinen Arten zu erhalten, muss der Kreislauf der Reproduktion ungestört funktionieren. Die Eiche schenkt ihren Bewohnern das Leben und nährt sie, ist aber auch gleichzeitig auf die Geschöpfe angewiesen, die eine Fülle an Eicheln verteilen, aus der die Bäume wachsen. Die Geburt eines Baumes ist das Ergebnis eines sehr fragilen Gleichgewichts.
DIE EICHE – MEIN ZUHAUSE ist ein Schauspiel von wilder Schönheit. Der Film möchte die Geheimnisse unserer Artenvielfalt enthüllen und für ihre Zerbrechlichkeit sensibilisieren.

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MI 19. Juli 2023
18:00 & 20:00 Uhr
Das Lehrerzimmer

von İlker Çatak
Deutschland 2023, 94 min

 

Das Lehrerzimmer

Falls es noch Menschen gibt, die den Lehrerberuf als Paradies für Faulenzer ansehen ... in diesem Film werden sie endgültig eines besseren belehrt!
Auch das Kino hat in all den Jahren die Schule vor allem als Hort für Komik und Klamauk gesehen und fleißig daraus Erfolgsfilme gezimmert. Das reicht von "Die Feuerzangenbowle" bis hin zur „Fack ju Göhte“ Trilogie. Die "explosive" Melange aus Schülern, Eltern und Lehrern hat man lieber nicht weiter thematisiert, ganz abgesehen von der staatstragenden Rolle des Kultusministeriums.
Mit "Das Lehrerzimmer" kommt nun ein Film in den Keller, der die Schulmisere einerseits sehr genau analysiert - viel zu gut, wenn ihr Renate fragt -, andererseits aus dem Stoff einen atemberaubenden Psychothriller gemacht hat. Ich hätte nicht darauf gewettet, aber der Film war wochenlang die Nummer 1 in der Arthouse Hitliste.
Çatak verät uns in einem Gespräch - siehe Link unten - dass ihn Herman Melvilles Erzählung "Bartleby" bei der Drehbucharbeit stark geprägt hat. Wie diese Geschichte einer Verweigerung in den Film einfloß, ist ein spannendes Thema für Diskussionen nach dem Film. Das Drehbuch hat er mit seinem Freund Johannes Drucker geschrieben. Am Anfang standen Erfahrungen von den beiden aus der Jugend- und Schulzeit - Diebstahlsgeschichten, die sie in damals erlebt hatten.
Das mag auch dazu beigetragen haben, dass das "Lehrerzimmer" kein Beitrag zur politischen Bildungsdebatte geworden ist, sondern ein höchst spannender Film, der - gut recherchiert - gleichzeitig die komplexen Probleme unseres Schulsystems wie in einem Brennglas zeigt. Çatak formuliert das so: "Natürlich ist Kino ein Ort, den wir für gesellschaftliche Debatten nutzen können. Aber nicht zwanghaft. Für mich ist Kino auch Eskapismus und Voyeurismus. Kino ist Lagerfeuer. Ich will das Kino nicht unter eine Agenda stellen. Aber natürlich freut es mich, wenn im Kino auch Filme zu sehen sind, die eine Debatte auslösen."
EIN GESPRÄCH MIT İLKER ÇATAK

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MI 26. Juli 2023
18:00 & 20:15 Uhr
Bis ans Ende der Nacht

von Christoph Hochhäusler
Deutschland 2023, 119 min

 

Bis ans Ende der Nacht

"Schon lange wollte ich tiefer ins Genre, und tiefer in einen Charakter vordringen. Gleichzeitig beschäftigen mich Identitäts- und Täuschungsgeschichten seit jeher, von FALSCHER BEKENNER bis DIE LÜGEN DER SIEGER. Ich habe deshalb das Gefühl, mit diesem Film 'etwas Neues fortzusetzen'". Christoph Hochhäusler
"Was sagt es über ein Land, wenn eine Reihe wie der „Tatort“ seit Jahrzehnten als Goldstandard für Kriminalfilme gilt? Wenn Polizeifilme aussehen wie der „Polizeiruf 110“ und all die anderen lokalen Veranstaltungen, bei denen überwiegend beamtete Ermittler mäßig gefährliche Kriminelle jagen und verlässlich zur Strecke bringen?" So leitet Peter Körte seine Kritik zu Hochhäuslers mutiger Inszenierung eines "Film Noir" für das deutsche Kino ein. Es ist wohl eine rhetorische Frage, Körte bewundert Hochhäusler geradezu für seinen Mut zum Genre.
Bei der Berlinale - wo Thea Ehre den Silbernen Bären für ihre Darstellung erhielt - hatten wir "Bis ans Ende der Nacht" verpasst. Aber jetzt konnten wir ihn im Kino sehen und waren hin und weg von dieser Undercover - Operation, die durch die Verzahnung mit einer elektrisierenden Liebesgeschichte zu einer rauschhaften Erzählung wird. Sie ist das Gegenteil eines "Feel-Good-Movies", aber ein höchst spannender Augen- und , ja auch, Ohrenschmauses. Denn da ist diese wunderbare Musik: Keine "Pop-Soße", sondern die Lieder von Zarah Leander, Hildegard Knef und Esther Ofarim sorgen für einen überraschenden Kontrast zum Drogenmilieu, in dem der Film spielt.
Fazit der ZEIT: "In Bis ans Ende der Nacht dreht Christoph Hochhäusler den Film Noir weiter, erweitert ihn zur nachtdunklen condition humaine. Hier ist das ganze Leben ein Undercover-Einsatz in eigener Sache." Tanz auf dem Vulkan - ein Gespräch mit Christoph Hochhäusler im ray Filmmagazin

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MI 2. August 2023
18:00 & 20:00 Uhr
Im Taxi mit Madeleine

von Christian Carion
Frankreich 2022, 91 min

 

Im Taxi mit Madeleine

Französische Komödien kann man vereinfacht in zwei Gruppen einteilen: Die eine lebt vom Slapstick und "Culture Clash" und erreicht damit oft ein Millionenpublikum; die andere erzählt vom alltäglichen Leben und hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor. Ihr ahnt es: Wir sind Fans der zweiten Gruppe. Unser vom Trailer genährte Verdacht, dass es sich bei "Im Taxi mit Madeleine" um ein schlichtes "Odd-Couple-Movie" mit Tourismus fördernder Paris Verklärung handelt, wurde bei der Sichtung im Cinema Paris überraschend entkräftet.
Eigentlich ist es eine ganz einfache Geschichte: Charles, ein vom Leben gebeutelter Taxifahrer - Schulden und Eheprobleme - soll die 92-jährige Madeleine ins Altersheim bringen. Es wird eine Fahrt mit vielen Umwegen durch Paris und durch die Zeit. Madeleine wird von der 1928 geborenen Sängerin und Schauspieleren Line Renaud gepiel, die in Frankreich eine Legende ist. Sie verkörpert genial die lebenslustige Madeleine, die trotz eines schweren Lebens Energie und Witz behalten hat.
Während die beiden wichtige Stätten im Leben von Madeleine besuchen - und was für ein Leben das war! - entwickelt sich eine Freundschaft mit dem Grieskram Charles, Wer nicht das Glück hatte, Geschichten von (Groß)müttern aus der Kriegs- und Nachkriegszeit zu kennen, dem wird hier eindrücklich erlebbar, welch positiver Wandel in den letzten Jahrzehnten für die Rechte von Frauen erkämpft wurde. Die "gute alte Zeit" war kein Zuckerschlecken!
Fazit: Eine fazinierende Komödie mit Tiefgang.

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MI 9. August 2023
18:00 & 20:30 Uhr
Broker - Familie gesucht

von Hirokazu Kore-eda
Süd-Korea 2022, 129 min

 

Broker - Familie gesucht

Der Familienkosmos von Hirokazu Kore-eda
Kore-edas Filme haben alle ein Thema: Familienbanden verschiedenster Couleur. Familie ist für ihn schlicht eine Gruppe von Menschen, die zusammenleben, sich gegenseitig stützen und versuchen, sich in der Gesellschaft zu behaupten.
Kore-eda ist kein Unbekannter in unserem Keller. 2019 haben wir Shoplifters gezeigt, der damals gerade die Goldene Palme in Cannes gewonnen hatte. Sein Ausflug ins europäische Kino La Vérité - leben und lügen lassen mit Catherine Deneuve als selbstsüchtige Mutter war dann bei uns 2021 zu sehen.
Kore-eda ist Japaner, und in Japan drehte er auch bis 2018 alle seine Filme. Nach "Shoplifters" hat er sich zu einem kosmopolitischen Filmemacher gewandelt. "Broker - Familie gesucht" hat er in Süd-Korea produziert und gedreht. Wie alle seine Filme ist es eine Vision von einer besseren Welt geworden. Die Broker des Films (eigentlich eine Bezeichnung für Börsenmakler), haben aus Kindesraub und dem anschließenden Verkauf an begüterte Paare ein Geschäftsmodell entwickelt. Wie die Protagonisten in "Shoplifters" sind Sang-hyun und Dong-soo veritable Lebenskünstler, für die Kriminalität ein notwendiges Lebens-Mittel ist.
Als So-young, die junge Mutter des aus der Babyklappe entwendeten Babys, den beiden nachspürt und als dritte im Bunde bei der Auswahl der Adoptiveltern mitentscheiden will, beginnt ein Roadtrip von "Schiffbrüchigen" durch Südkorea mit vielen kleinen Geschichten und Abenteuern.
Dabei sind ihnen die ganze Zeit zwei Polizistinnen auf den Fersen, die sie beobachten und nur darauf warten, dass sie das Trio beim "Geschäftsabschluß" auf frischer Tat erwischen können. Sie fungieren so geradezu wie ein griechischer Chor, der uns den Blick "der Gesellschaft der Normalos" auf das Geschehen vermittelt.
Fazit: Ein vergnügliches Eintauchen in eine Komödie menschlicher Verstrickungen

Mehr über Hirokazu Kore-eda und seinen Film BROKER - Familie gesucht

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DI 15. August 18:00 Uhr
Mittwoch, 16. August
18:00 & 20:30 Uhr
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

von Sonja Heiss
Deutschland 2022, 116 min

 

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Bevor der Keller für drei Wochen in Dunkelheit versinkt, haben wir einen ganz besonderen Augen- und Ohrenschmaus ausgewählt, der uns die Wartezeit bis zum nächsten Kellerkino im September versüßen soll.
"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" braucht wohl keine große Ankündigung. Der Roman von Joachim Meyerhoff war bereits ein Bestseller, und der Film von Sonja Heiss hat monatelang die Arthouse Kinos gefüllt und ist natürlich auch noch bei den Open Air Veranstaltungen zu sehen. Wahrscheinlich habt ihr so sehnsüchtig wie wir auf diesen Film gewartet.
Dass in den letzten - schwierigen - Kinojahren der deutsche Film mit gleichermaßen guten und erfolgreichen Filmen in unseren Kinos reüssieren konnte, freut uns besonders. "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" ist da eines der besten Beispiele. Wie es Sonja Heiss gelingt, das Leben in der Psychiatrischen Anstalt in witzigen und gefühlvollen Episoden zu erzählen, ist meisterhaft.

Wir leben ja nahe beim BKH in Lohr und gehen dort oft spazieren oder genießen das Essen in der Cafeteria. Patienten der Einrichtung bekommt man so gut wie nie zu sehen. Es wirkt immer ein bisschen wie ein Sanatorium zur Zeit des Mittagsschlafs. Im Film hingegen - er beginnt im Jahre 1974 - ist die Anstalt eine offene Einrichtung, bei der man kaum die Patienten von den Pflegern unterscheiden kann. Und wo der kleine Meyerhoff ganz selbstverständlich mit all den Skurrilitäten der Heimbewohner aufwächst ... und zusammen mit seiner disfunktionalen Familie für das "Irrenhaus des Lebens" gewappnet wird.

Fazit: Witziges und emotionales Kino par excellence!

„Ich lache nicht über, sondern mit meinen Figuren“ - ein Gespräch mit Sonja Heiss bei DLF Kultur

Wer kann, kommt schon mal in die Zusatzvorstellung um 18:00 Uhr am Dienstag!


 

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